Autobranche Opel-Übernahme: Warten auf Job-Garantien aus Paris

Rüsselsheim · Die Verhandlungen über den Zusammenschluss von Peugeot mit Opel kommen wohl rasch voran. Die Franzosen wissen, dass sie auf Politik und Gewerkschaften zugehen müssen. Aber folgen den warmen Worten auch starke Garantien?

 Das Firmenlogo auf einem Schild vor dem Stammsitz von Opel in Rüsselsheim.

Das Firmenlogo auf einem Schild vor dem Stammsitz von Opel in Rüsselsheim.

Foto: Frank Rumpenhorst

Noch längst keine Entwarnung für die mehr als 18.000 Opel-Beschäftigten in Deutschland: Der französische Autobauer PSA Peugeot-Citroën hat sich gegenüber Politik und Gewerkschaften noch nicht festnageln lassen, was bei der sich abzeichnenden Übernahme mit den deutschen Standorten und Arbeitsplätzen passiert.

Schriftliche Zusagen aus Paris stünden noch aus, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Verhandlungskreisen. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte aber auf Anfrage, die Gespräche mit den Franzosen verliefen "sehr konstruktiv".

Nach Informationen der "Bild am Sonntag" hat Peugeot der Bundesregierung zwar signalisiert, Opel bei einer Übernahme eigenständig weiterzuführen und alle deutschen Standorte zu erhalten. Demnach könnten bis Ende 2018 in Deutschland betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden, bis mindestens 2020 würden Investitionszusagen für die Werke in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach sowie das Ersatzteilzentrum in Bochum gelten. Dazu hieß es am Wochenende aus mit den Gesprächen vertrauten Kreisen aber, nun müsse sich zeigen, ob diese Botschaft von PSA-Generalsekretär Olivier Bourges, der am Donnerstag im Kanzleramt war, am Ende auch in den Verträgen stehe.

Bis spätestens zum Genfer Autosalon in zweieinhalb Wochen sollen laut "Bild am Sonntag" die Verträge unterzeichnet sein. Über einen ähnlichen Zeitrahmen berichtete auch die "Welt am Sonntag". Der Opel-Mutterkonzern General Motors verhandelt seit längerem mit Peugeot, bekannt wurden die Gespräche aber erst vor wenigen Tagen. Opel schreibt seit 1999 rote Zahlen. Bereits 2008/2009 wollte GM Opel loswerden, behielt die Deutschen dann aber doch.

Unklar ist, ob die Franzosen - wie intern angekündigt - bereits an diesem Donnerstag Eckpunkte für die bevorstehende Übernahme des traditionsreichen Rüsselsheimer Autoherstellers vorlegen. Zunächst will auch Großbritanniens Premierministerin Theresa May mit PSA-Vorstandschef Carlos Tavares beraten. Die Briten fürchten bei dem Deal um die Standorte der Opel-Schwestermarke Vauxhall.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist für Gespräche mit Tavares ebenfalls offen. Bereits am Freitag hatte sie betont, es werde alles politisch Mögliche getan, "dass die Arbeitsplätze und Standorte in Deutschland gesichert sind". Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) sagte der "Bild am Sonntag", die Bundesregierung werde "die Gespräche sorgfältig begleiten und darauf dringen, dass die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Opel gewahrt bleiben".

Die "Automobilwoche" zitierte einen Mitarbeiter aus dem Umfeld von PSA-Chef Tavares mit den Worten: "Opel ist eine deutsche Industrie-Ikone. PSA wird sie nicht zerstören, sondern pflegen." Der Konzern wolle nicht nur die Marke erhalten, sondern deren Bedeutung international ausbauen. Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hatte den möglichen Eigentümerwechsel bereits als "prinzipiell sinnvoll" bezeichnet.

Am Donnerstag fliegt Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) nach Paris, um mit ihrem Amtskollegen Michel Sapin auch über Opel zu reden. Der Opel-Koordinator von Bund und Ländern, Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig (SPD), sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und dem "Spiegel", er sehe große Chancen. "Durch den Zusammenschluss würde der zweitgrößte Autokonzern Europas entstehen. Dadurch ergeben sich auch zusätzliche Möglichkeiten für Investitionen, Innovationen und Wachstum."

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