Bei 50 Dollar eingependelt Opec-Allianz drosselt Öl-Produktion - Preise fallen weiter

Wien · Opec- und Nicht-Opec-Staaten rücken im Ringen um einen höheren Ölpreis immer näher zusammen. Die Märkte reagieren allerdings verhalten auf den Schulterschluss. Gut für die Autofahrer.

 Über die Reduzierung der Fördermenge versucht die Opec den Ölpreis in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Über die Reduzierung der Fördermenge versucht die Opec den Ölpreis in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Foto: Patrick Pleul

Trotz des Festhaltens der Opec und ihrer Verbündeten am Förder-Limit ist der Ölpreis weiter gefallen. Die Preise haben am Freitag im frühen Handel an ihre Vortagesverluste angeknüpft und haben sich seither nur leicht erholt.

Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und elf wichtige Förderstaaten außerhalb des Kartells hatten Donnerstagabend ihre seit Januar geltende Produktionskürzung bis zum März 2018 verlängert.

Die Öl-Multis konnten mit dem Deal die hohe Erwartungshaltung vieler Marktbeobachter allerdings nicht erfüllen. Sie hätten sich tiefere Einschnitte oder eine noch längere Drosselung zur Stabilisierung der Preise erhofft. Autofahrer und Ölheizer können sich über die Entwicklung freuen. Prognosen zufolge müssen sie auch in absehbarer Zeit nicht mehr Geld für das "schwarze Gold" ausgeben.

Die Opec sowie Nicht-Opec-Mitglieder wie Russland beschlossen in Wien, nach Auslaufen der Frist Ende Juni weitere neun Monate insgesamt 1,8 Millionen Barrel (159 Liter je Fass) weniger Rohöl täglich zu fördern. "Neun Monate sind das Optimum", begründete Saudi-Arabiens Energieminister Khalid Al-Falih die Verlängerung der Frist. Unter diesen Bedingungen sollten die Lagerbestände an Öl wieder auf den Fünf-Jahres-Schnitt sinken. Die Kürzung entspricht rund zwei Prozent der täglichen Weltproduktion und in etwa dem Überangebot.

Für Autofahrer dürfte sich damit vorerst wenig ändern. Die Märkte reagierten mit fallenden Preisen auf die Entscheidung. "Die Latte der Erwartungen lag letztlich so hoch, dass eine bloße Verlängerung des Status Quo um neun Monate für Enttäuschung sorgte", analysierte die Commerzbank.

So kostete ein Barrel der US-Sorte WTI Freitagfrüh 48,63 Dollar und somit 27 Cent weniger als am Vortag. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete mit 51,26 US-Dollar 20 Cent weniger. Im Laufe des Tages deutete sich eine Erholung der Preise an. Im Sommer 2014 lag der Preis mit 115 Dollar noch signifikant höher. Anfang 2016 fiel der Preis nach einer Ölschwemme unter die 30-Dollar-Marke. Zwischenzeitlich hat sich der Preis bei rund 50 Dollar eingependelt.

Saudi-Arabiens mächtiger Ölminister zeigte sich von kurzfristigen Entwicklungen wenig beeindruckt: "Ich mache mir nie Sorgen über die tägliche Marktreaktion", so Al-Falih. Der langfristige Trend, etwa das Sinken der Ölvorräte, zeige in die richtige Richtung.

Auch Russland sieht das Bündnis mit den Opec-Staaten als Erfolgsmodell, das vertieft werden sollte. Die Allianz starte in eine neue Ära der Kooperation, sagte Energieminister Alexander Nowak. "Um die volle Wirkung zu erzielen, brauchen wir noch einige Monate", meinte Nowak. Die Einigkeit zwischen den Ländern sei bemerkenswert. Kaum einer der Marktbeobachter habe erwartet, dass sich die 24 teilnehmenden Staaten so strikt an ihre eigenen Vorgaben halten würden, sagte der russische Energieminister.

Die Verlängerung des Förderlimits ist allerdings eine Gratwanderung zwischen dem Versuch der Preisstützung und dem Kampf um Marktanteile. Besonders Opec-Staaten wie das von Unruhen und wirtschaftlichem Chaos geplagte Venezuela wären auf steigende Einnahmen aus dem klassischen Ölgeschäft angewiesen.

Zugleich macht aber ein steigender Ölpreis die Erschließung von Schieferöl-Feldern in den USA attraktiv, wo der Rohstoff auch mit der moderneren Fracking-Methode gefördert wird. Ohnehin hat die US-Konkurrenz zuletzt an Boden gewonnen. Sollten die USA die Öl-Lücke der Opec in den kommenden Monaten schließen, verpufft die erhoffte Wirkung des Kartells am Markt.

Während viele Minister die wieder zunehmende Schieferöl-Produktion nicht überbewerten wollten, sprach der Ölminister Venezuelas, Nelson Martínez, von einer "Bedrohung". US-Produzenten haben ihre Förderkosten gesenkt und sind wesentlich konkurrenzfähiger geworden. Saudi-Arabien kündigte jedenfalls an, künftig weniger Öl in die USA exportieren zu wollen.

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