Dax unter 12000 Punkten Nordkorea und die USA verunsichern Börse

Frankfurt/M · Der Dax reagiert auf den schwelenden Konflikt zwischen Nordkorea und der USA. Analysten bleiben dennoch gelassen.

 Analysten an der Frankfurter Börse blicken derzeit kritisch auf das politische Geschehen.

Analysten an der Frankfurter Börse blicken derzeit kritisch auf das politische Geschehen.

Foto: picture alliance / Frank Rumpenh

Die Aktienkurse haben eine psychologisch wichtige Marke unterboten. Der Deutsche Aktienindex hielt sich am Freitag die meiste Zeit des Tages unter 12 000 Punkten auf. Die Korea-Krise scheint als Auslöser für die lang erwartete Korrektur zu dienen.

Natürlich ist die Börse nicht frei von Sorgen, gar politischen Ängsten. „Viele malen sich schlimmste Szenarien aus“, hieß es auf dem Parkett. Denn natürlich bekommt man auch dort mit, wenn der amerikanische Präsident von „Feuer und Wut“ poltert oder wenige Tage nach den Jahrestagen der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki sagt, Nordkorea bekomme Probleme, „wie sie nur wenige Länder erlebt haben“, sollte es die amerikanische Militärbasis auf der Pazifikinsel Guam angreifen.

Doch haben die Märkte auch ihre eigenen Kriterien. Da ist zum Beispiel die Berichtssaison zum zweiten Halbjahr. In Europa haben die Unternehmen von im Schnitt um 20 Prozent gestiegenen Gewinnen berichtet. Das war natürlich sehr zufriedenstellend. Aber die Märkte hatten auch damit gerechnet und es in die Kurse „eingepreist“. Positiv überrascht worden sind sie also nicht. In Deutschland allein zeigten die Halbjahresbilanzen weniger erfreuliche Zahlen. Vereinzelt kamen sogar Schwergewichte, Bayer etwa, mit Gewinnwarnungen heraus. Außerdem spürt der Markt, dass die Autoindustrie wegen des Diesel-Skandals und der Umstellung auf neue Antriebstechniken schwer unter Druck geraten könnte.

Hinzu kommen Fragen, wie sie etwa das Bankhaus Metzler am Freitag seinen Kunden präsentierte: „Liegen die besten Zeiten der Weltkonjunktur in diesem Jahr bereits hinter uns?“ Die Analysten breiteten aus, dass ein wichtiger Frühindikator, der Einkaufsmanagerindex, ein Hoch ofenkundig durchschritten hat. Und zwar nicht nur der für die Eurozone, sondern auch der für die USA und die Schwellenländer. De Index zeigt an, ob die Einkäufer in den Unternehmen der jeweiligen Länder freudig weiter bestellen oder sich zurückhalten, um keine teuren Lager aufzubauen.

All das genügte, um den Deutschen Aktienindex am Freitag unterhalb von 12 000 Punkten starten zu lassen. Erstmals hatte der Dax die Hürde von 12 000 Punkten im März 2015 genommen. Am Freitag fiel er bis 11 934,92 Punkte zurück. Dann ging es in unsicher wirkenden Zuckungen langsam wieder aufwärts.

Das zeigte: Kassandrarufe wie „Dax vor dem Zusammenbruch“, wie sie marktschreierisch auf Finanzseiten im Internet kursierten, haben weder Hand noch Fuß. Zwar ließ der schon lange skeptische Aktienstratege der Helaba, Markus Reinwand, wissen, trotz erster Umschichtungen in Anleihen und Gold, also in vermeintlich sichere Häfen, sei die Stimmung am Aktienmarkt immer noch „ausgesprochen entspannt“. Er warnte, frühere Unsicherheiten wie etwa 2013, als Nordkorea aus dem Atomwaffensperrvertrag ausgetreten war, seien jetzt nicht so leicht zu verdrängen.

Denn die Akteure auf beiden Seiten seien „unberechenbarer“ und die Märkte wegen ihrer hohen Bewertung „deutlich anfälliger“. Dennoch war gestern Erleichterung spürbar, dass die viel beachtete 200-Tage-Linie, die die Durchschnittskurse dieses Zeitraums darstellt, nicht unterboten wurde. Sie liegt bei Dax um 11 900 Punkte. Sollte diese Marke, die für die Märkte wichtiger ist als die von 12 000 Punkten, doch noch fallen, wird die Sorge größer.

Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers, setzt aber weiter auf Aktien, will Anleihen im Depot weiter untergewichten, weil er der Meinung ist: „Trotz der jüngsten Marktkorrektur bleibt der Grundtrend des Dax aufwärts gerichtet.“ Beruhigend am aktuellen Kursrutsch kann auch sein, dass die Märkte sich damit langsam schon auf 2018 einstellen: Darauf, dass die Europäische Zentralbank dann ihre Anleihekäufe enden lässt, die Renditen steigen, Anleihen also wieder attraktiver werden als derzeit und der Euro auch wieder eher bei 1,20 als bei 1,10 Dollar liegen wird.

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