Auto-Verkaufsrausch Neuzulassungen im August übermäßig gestiegen

Frankfurt · Die Zahl der Neuzulassungen ist im August übermäßig gestiegen. Grund dafür ist das neue Abgasprüfverfahren.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die Neuzulassungen im August um über 30 Prozent auf 1,1 Millionen Autos nach oben geschossen. Das ist umso erstaunlicher, als der August gewöhnlich ein Monat ist, in dem die Zahl von Neuzulassungen im Jahresverlauf am niedrigsten ausfällt. Die Informationen und Zahlen stammen vom europäischen Verband der Autoindustrie, ACEA. Und der Verband hat auch gleich eine Erklärung mitgeliefert: „Vorzieheffekte“ spielen demnach hier eine Rolle.

In der Tat kann man das so nennen angesichts der Neuerung, die ab 1. September in Kraft getreten ist. Denn seither gilt für Neuzulassungen von Autos ein neues Abgasprüfverfahren. WLTP nennt sich das, die Abkürzung steht für „Worldwide harmonized Light vehicle Test Procedure“. Durch das neue Prüfverfahren soll sich der Unterschied zwischen den Verbrauchsangaben der Autobauer im Fahrzeugprospekt und dem tatsächlichen Verbrauch verkleinern. Seit 1. September dürfen nur noch Neuwagen zugelassen werden, die den WLTP-Test erfolgreich bestanden haben.

Bei gleicher Technik und Baureihe der jeweiligen Autos führt das dazu, dass der Abgasausstoß in den überwiegenden Fällen tendenziell größer ausfällt. Mit höherem Verbrauch aber steigt auch die vom Verbraucher zu berappende KfZ-Steuer. Also haben einige Verbraucher womöglich einen Autokauf vorgezogen. Das allerdings erklärt den Großteil der Neuzulassungen im August nicht. „Einige Hersteller haben im Vorfeld der Umstellung noch im großen Stil alte Modelle in den Markt gedrückt“, sagt Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY. „Zum einen wurden dabei Fahrzeuge mit hohen Rabatten an Endkunden verkauft, zum anderen gab es in erheblichen Umfang Eigenzulassungen“.

Kurzum: Viele Konzerne haben selbst schnell noch Autos zugelassen, bevor die neuen Prüfstandards in Europa in Kraft traten. Zwar hatte der deutsche Branchenverband VDA in der Vergangenheit beklagt, dass den Autobauern für die Umstellung zu wenig Zeit gegeben wurde. Das allerdings sieht der Autoexperte von der Universität Duisburg-Essen, Ferdinand Dudenhöffer, anders. „Das ist alles Quatsch. Seit fünf Jahren wissen wir, dass WLTP kommen wird. Ich glaube eher, die sind von ‚Dieselgate‘ überrascht worden. Die Softwareupdates für Dieselgate hatten Vorfahrt. So hat man vier bis fünf Monate verloren, denen man jetzt hinterherrennt“. Für die Sichtweise, dass die Zeit eigentlich hätte ausreichen müssen, spricht auch die Tatsache, dass nicht alle Autobauer gleichermaßen im August mit möglichst vielen Zulassungen durchstarten mussten. Einige Hersteller – wie die Opel-Mutter PSA oder Daimler – haben sich offenbar erfolgreich auf die Umstellung vorbereitet. Bei Daimler ging die Zahl der Neuzulassungen im August sogar zurück.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort