Rekordjagd geht weiter Mittelstand befeuert Deutschlands Jobboom

Frankfurt/Main · Mittelständische Unternehmen gelten als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Sie trotzen Turbulenzen wie Brexit oder Abschottungstendenzen in den USA. Ganz ungetrübt ist das Bild allerdings nicht.

 Mitarbeiter eines Autozulieferers in Barsinghausen: Die Zahl der Beschäftigten im Mittelstand stieg im vergangenen Jahr um 4,6 Prozent auf den Rekord von 30,9 Millionen.

Mitarbeiter eines Autozulieferers in Barsinghausen: Die Zahl der Beschäftigten im Mittelstand stieg im vergangenen Jahr um 4,6 Prozent auf den Rekord von 30,9 Millionen.

Foto: Julian Stratenschulte

Deutschlands mittelständische Firmen sind einer Studie zufolge in Topform. Der Umsatz stieg 2016 so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr und als Arbeitgeber sind die Unternehmen so bedeutend wie nie zuvor.

Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Mittelstandspanel der staatlichen Förderbank KfW hervor. "Mittelständische Unternehmen sind das Herzstück des Beschäftigungsbooms der letzten Jahre in Deutschland", heißt es in der Studie. Der Schwung dürfte noch eine Weile anhalten.

2016 stieg die Zahl der Beschäftigten im Mittelstand gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Prozent auf den Rekord von 30,9 Millionen. Großunternehmen und öffentlicher Bereich bauten den Angaben zufolge dagegen 432 000 Mitarbeiter ab.

Insgesamt gab es in Deutschland 44 Millionen Erwerbstätige. Der Anteil der kleineren und mittleren Firmen mit einem Jahresumsatz von maximal 500 Millionen Euro an der Erwerbstätigkeit überschritt damit erstmals die 70-Prozent-Marke.

Auch beim Umsatz glänzte der Mittelstand der Studie zufolge. Die rund 3,7 Millionen Unternehmen steigerten den Erlös im vergangenen Jahr um 3,9 Prozent auf insgesamt rund 4500 Milliarden Euro. Es war der größte Zuwachs seit fünf Jahren.

Getrieben wird das Wachstum vor allem von der Nachfrage im Inland. Verbraucher sind angesichts der historisch guten Lage auf dem Arbeitsmarkt in Konsumlaune, auch wenn sich die Stimmung zuletzt etwas eingetrübt hatte. Hinzu kommt der Bauboom.

Zahlreiche Ökonomen hatten zuletzt ihre Prognosen für die deutsche Wirtschaft angehoben. Die Europas größte Volkswirtschaft profitiert vor allem von einer starken Binnenkonjunktur und einem globalen Aufschwung, der die Nachfrage nach Produkten "Made in Germany" antreibt. Entsprechend gut ist die Stimmung bei den kleineren und mittleren Unternehmen. Ein neuer Beschäftigungsrekord ist der KfW zufolge absehbar. "Wenn es dem Mittelstand gut geht, geht es Deutschland gut", sagte Chefvolkswirt Jörg Zeuner.

Vor allem die Konsumfreude der privaten Haushalte befeuere die Nachfrage nach den Erzeugnissen und Dienstleistungen der Mittelständler, erläuterten Ökonomen der DZ Bank und des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) im Sommer. Bei einer Umfrage hätten sich die Unternehmen so optimistisch wie seit drei Jahren nicht mehr gezeigt. Befragt wurden 1500 kleinere und mittlere Firmen mit einem Umsatz von bis zu 125 Millionen Euro.

International verliert der Mittelstand laut KfW indes etwas an Boden. Der Anteil an den Gesamtexporten Deutschlands ist von gut 56 Prozent im Jahr 2011 auf zuletzt rund 45 Prozent gesunken. Hauptgrund ist der Strukturwandel: Drei Viertel des Umsatzes im Mittelstand erwirtschaften mittlerweile Dienstleister, die vor allem im Inland Geschäfte machen.

Ganz ungetrübt ist das Bild trotz aller Rekorde nicht. Zwar investierten die Unternehmen, die sich verunsichert durch Finanzkrise und Euro-Schuldenkrise zeitweise zurückgehalten hatten, wieder mehr. Doch nach Einschätzung Zeuners sollte die Firmen angesichts der robusten Konjunktur mehr tun. "Auch die Politik könnte Anreize für Investitionen setzen", sagte der Ökonom.

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