Airlines in der Krise Kunden bei Insolvenz nicht abgesichert

Frankfurt · Die Fluggesellschaft Alitalia steckt in der Krise. Air Berlin hat ebenfalls Probleme. Beide Fluglinien arbeiten über das Codesharing zusammen. Was Fluggäste daher jetzt beachten müssen.

 Die italienische Fluggesellschaft Alitalia gehört wie Air Berlin zum größten Teil Etihad.

Die italienische Fluggesellschaft Alitalia gehört wie Air Berlin zum größten Teil Etihad.

Foto: dpa

Die italienische Fluggesellschaft Alitalia könnte vor dem Untergang stehen. Experten vermuten, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr etwa 600 Millionen Euro Verluste eingeflogen und somit bis Ende Februar drei Milliarden Euro Schulden aufgehäuft hat. Das geht aus Unterlagen über die Insolvenzverwaltung durch das italienische Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung hervor. Denn Alitalia hatte einen Antrag auf Zwangsverwaltung gestellt.

Müssen sich Kunden von Air Berlin deshalb Sorgen machen? Denn Alitalia und Air Berlin eint der noch gemeinsame Großaktionär Etihad, die Fluggesellschaft aus Abu Dhabi. Beide Fluglinien arbeiten über das Codesharing zusammen, das heißt sie haben ein Abkommen geschlossen, nach dem der Flug einer der beiden auch vom anderen Partner zusätzlich vermarktet werden darf – mit eigenem Airline-Code und eigener Flugnummer. „Wir agieren unabhängig voneinander“, beruhigt jedoch ein Sprecher von Air Berlin. Drei Routen nach Italien würden beide Fluglinien täglich bedienen: Berlin-Rom, Düsseldorf-Rom und Düsseldorf-Mailand.

Davon übernehme Air Berlin drei Flüge, Alitalia einen Flug. Den könne man zwar über Air Berlin buchen, doch verantwortlich für den Flug sei Alitalia. Das bestätigt Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg. „Den Vertrag schließt der Kunde immer mit der ausführenden Fluggesellschaft“, sagt die Reiserechtsexpertin. Sollte man also über Air Berlin einen Flug gebucht haben, der aber von Alitalia durchgeführt wird, so müsse man sich an die Italiener wenden, falls man Ansprüche geltend machen wolle. Das gelte auch in den Fällen, in denen eine Fluggesellschaft kurzfristig den Flug einer anderen Fluggesellschaft übernehme – so unterstützen sich Codesharing-Partner ja gelegentlich.

Kunden von Airlines sind im Insolvenzfall nicht gesetzlich abgesichert wie Pauschalreisende. Doch auch im Falle einer Insolvenz von Alitalia müssten Fluggäste sich nicht sofort sorgen: Zwar stünden Kunden in der Gläubigerkette weit hinten – weit etwa nach Banken oder Arbeitnehmern. Doch das Bestreben eines Insolvenzverwalters sei es ja, genügend Masse zu behalten oder diese zu mehren, sagt Reiserechtsexpertin Fischer-Volk. Deshalb dürfte er daran interessiert sein, möglichst lange den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten und tatsächlich die Kunden an ihre Zielorte zu fliegen. Denkbar wäre auch, dass andere Fluggesellschaften einspringen und die Kunden befördern. Die Flüge zu stornieren, wäre jedoch im Fall der Insolvenz die ungünstigste Lösung – bereits gezahlte Flugpreise gehören zur Insolvenzmasse. Auch Ansprüche auf Entschädigung nach der EU-Fluggastrechte-Verordnung wegen Annullierung, Nichtbeförderung und Verspätung müssen beim Insolvenzverwalter angemeldet werden: „Ob diese allerdings zur Auszahlung kommen, ist ungewiss“, sagt Fischer-Volk. Nicht nur Alitalias Zukunft ist ungewiss, auch die von Air Berlin ist noch nicht geklärt. Großaktionär Etihad erlebt selbst unruhige Zeiten. Der Noch-Chef James Hogan wird nun schon spätestens zum 1. Juli seinen Stuhl räumen. Ihm wird die missglückte Europa-Strategie mit den Beteiligungen an Alitalia und Air Berlin angelastet. Auch Air Berlin hat dem Großaktionär aus Abu Dhabi ja keine Freude gemacht: Zuletzt meldeten die Berliner einen Rekordverlust von 782 Millionen Euro, hinzu kommen noch die Schulden von 1,2 Milliarden Euro.

Sollte Etihad sich bereit erklären, diese zu übernehmen, wäre die Lufthansa zu einer Übernahme von Air Berlin bereit, das hatte deren Chef Carsten Spohr am Rande der Hauptversammlung gesagt. Dem müssten natürlich noch die Kartellbehörden zustimmen. Der Lohn könnte dann für Etihad eine noch stärkere Vermarktungspartnerschaft mit Lufthansa sein. So hätten die Araber weiter Zugriff auf den zentraleuropäischen Markt. Der ist ihnen wichtig, damit sie über Zubringerflüge ihre eigenen Flugzeuge in Abu Dhabi füllen können.

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