Kommentar zur Facebook-Debatte im EU-Parlament Klare Grenzen

Meinung | Bonn · Es ist nicht davon auszugehen, dass die Fälle von Datenmissbrauch weniger werden. Das Gegenteil wird der Fall sein. Ein Kommentar zur aktuellen Facebook-Debatte von GA-Redakteur Florian Ludwig.

Seit Wochen sieht sich Facebook harter und berechtigter Kritik ausgesetzt, weil Daten der Nutzer in dubiose Hände gelangt sind. Im Fall Cambridge Analytica wurde das öffentlich – wie hoch die Dunkelziffer ist, kann niemand sagen. Behörden, Politiker, Institutionen und Medien laufen seitdem Sturm gegen das soziale Netzwerk. Dessen Chef Mark Zuckerberg räumt öffentlich schwere Fehler ein. Allein: Die Masse der Nutzer, die es ja selbst in der Hand haben, ob, und wenn ja, welche Informationen sie preisgeben, scheint das kaum zu interessieren. Jedenfalls fließen aufschlussreiche Einzelheiten aus den Privatleben der Menschen weltweit unverändert in das große und äußerst lukrative Datensammelbecken.

Man kann das seltsam finden. Oder naiv. Schließlich sollte inzwischen auch der Letzte mitbekommen haben, dass seine Inhalte im Netz gnadenlos ausgeschlachtet und zu Geld gemacht werden – und seien sie noch so privat. Deswegen aber isoliert Facebook und sein – von jedem einzelnen Nutzer abgesegnetes – Geschäftsmodell an den Pranger zu stellen, greift zu kurz.

Denn das Geschäft mit diesen Informationen ist ja derzeit legal. Vom Datengold ist die Rede. Landauf, landab zerbrechen sich schlaue Menschen darüber den Kopf, was man mit dem Datenschatz noch alles anstellen kann. Selbst Kommunen überlegen neuerdings, wie sie die Daten ihrer Bürger zu Geld machen können. Jeder will profitieren von den Datengewinnen.

Es ist also nicht davon auszugehen, dass die Fälle von Datenmissbrauch weniger werden. Das Gegenteil wird der Fall sein. Vorausschauende Politik setzt dem Datenhandel klare Grenzen – unabhängig von Facebook.

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