Kommentar zum Ende der Bieterfrist für Air Berlin Kein Zufall

Meinung | Frankfurt · Es gibt im Zusammenhang mit dem Bieterwettbewerb um die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin einige unbequeme Wahrheiten. Und die sollen möglichst nicht vor der Bundestagswahl bekannt werden.

 Eine Maschine der insolventen Fluggesellschaft „Air Berlin“ rollt am 13.09.2017 in Berlin zu einer Startbahn auf dem Flughafen Tegel.

Eine Maschine der insolventen Fluggesellschaft „Air Berlin“ rollt am 13.09.2017 in Berlin zu einer Startbahn auf dem Flughafen Tegel.

Foto: dpa

Dass die Bundesregierung schnell reagieren kann, wenn es um Air Berlin geht, ist bekannt: Gut vorbereitet, kam mit dem Insolvenzantrag zugleich die Zusage für einen Millionenkredit. Nun aber dauert es. Wer die Reste der zweitgrößten deutschen Fluglinie bekommt, soll nun nicht mehr am 21., sondern erst am 25. September entschieden werden, also einen Tag nach der Bundestagswahl. Das kann kein Zufall sein.

Selbst wer weiß, dass die vorliegenden vermutlich fünf Angebote gründlich geprüft werden müssen, wer ahnt, dass nicht das Bundeskartellamt, sondern die europäische Wettbewerbsbehörde letztlich die Kartellfrage klären wird, wird das Gefühl nicht los, dass eine sich intern abzeichnende Wahrheit vor der Wahl nicht bekannt werden soll. Die Wahrheit kann schlecht für die Beschäftigten sein: Zu viele Arbeitsplatzverlierer vermiesen die Bilanz der scheidenden Koalition aus Union und SPD. Die Wahrheit könnte auch schlecht für die Fluggäste sein, die sich bald einem nationalen Champion namens Lufthansa mit großer Macht zur Preisgestaltung ausgesetzt sehen könnten. Angeblich steigen die Ticketpreise für Geschäftsreisende schon.

Man darf gespannt sein, wer mit welchen Argumenten den Zuschlag bekommt. Noch besteht der Verdacht, dass die Begründung dem politisch gewünschten Ergebnis angepasst wird – nämlich dass die einstige Staatsairline Lufthansa gestärkt aus der Pleite des Konkurrenten hervorgehen soll.

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