Bayer am Ziel Kapitalerhöhung zur Finanzierung von Monsanto-Übernahme

Leverkusen · Nach zwei Jahren Übernahmeschlacht will Bayer jetzt Monsanto an die Kandare nehmen. Die Leverkusener müssen an ihrem Image feilen.

Zum Schluss ging alles ganz schnell: Erst in der vergangenen Woche hatte Bayer die Genehmigung aus den USA erhalten, nun will der Konzern am Donnerstag die größte Übernahme der deutschen Wirtschaftsgeschichte abschließen.

„Die Übernahme von Monsanto ist ein bedeutender Schritt in der Entwicklung von Bayer“, sagte Bayer-Chef Werner Baumann am Montag. Die Erleichterung war dem 55-Jährigen anzumerken, zumal Kartellbehörden lange Zweifel hatten. Allein in Brüssel und den USA habe man 40 Millionen Seiten an Dokumenten eingereicht. „Würde man sie aneinanderreihen, käme man von Leverkusen nach St. Louis und fast wieder zurück.“ Als eine der ersten Maßnahmen kündigte Baumann an, den Namen Monsanto zu tilgen. Die Folgen für Mitarbeiter, Aktionäre und Standorte.

Konzern und Marke: Durch die Übernahme steigt Bayer zum größten Agrochemie-Konzern der Welt auf. Zugleich wird der Leverkusener Konzern, der bislang von Pharma geprägt ist, zu einem Konzern, bei dem Pharma und Agrochemie das gleiche Gewicht haben. Baumann weiß, dass der Ruf von Monsanto umstritten ist. Nach Shell gilt der US-Konzern als der unbeliebteste Konzern der Welt.

„Wir werden die höchsten ethischen, ökologischen und sozialen Standards einhalten“, versicherte Baumann. Das Bayer-Kreuz werde weiter für Kompetenz und Qualität stehen. Der über 100 Jahre alte Name Monsanto soll verschwinden: „Monsanto wird als Unternehmensname nicht fortgeführt. Die erworbenen Produktmarken werden ihre Markennamen behalten“, so der Bayer-Chef. Eine Marke ist Roundup, hinter der sich das Herbizid mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat verbirgt.

Für die Monsanto-Belegschaft sei das Verschwinden des Unternehmensnamens kein Problem, ergänzte Liam Condon, als Agrochemie-Chef der zweite starke Mann bei Bayer. Die Monsanto-Mitarbeiter seien stolz auf ihre Produkte, nicht auf den Namen Monsanto.

Aktionäre: Die Finanzierung des am Ende 54 Milliarden Euro teuren Deals stemmt Bayer zu einem Viertel mit Eigenkapital. Bayer will in Kürze über eine Kapitalerhöhung sechs Milliarden Euro einnehmen. Die neuen Aktien können Anleger vom 6. bis 19. Juni zeichnen – auch von Bayers Altaktionären. Für je 23 gehaltene Aktien können sie zwei neue Papiere erwerben. Und zwar zum Preis von 81 Euro je Papier. Vor Kurzem hatte Bayer sein Kapital schon einmal erhöht, dabei durfte nur der Singapur-Staatsfonds Temasek zeichnen.

Weitere vier Milliarden Euro hat Bayer bereits durch eine frühere Pflichtwandelanleihe eingenommen. Die Kapitalerhöhungen führen dazu, dass sich die Anteile der Aktionäre verwässern, die Ausschüttung wird künftig auf mehr Anteile verteilt.

Zudem senkte die Ratingagentur Standard & Poor’s ihre Bonitätsnote für Bayer um zwei Stufen von „A-„ auf „BBB“. Folglich gab die Bayer-Aktie um ein Prozent nach und war Schlusslicht im Dax. Anleger hatten wohl gehofft, dass die Kapitalerhöhung geringer ausfällt.

Mitarbeiter: Durch die Übernahme bekommt Bayer 13.000 Mitarbeiter von Monsanto. Zugleich muss sich Bayer von Beteiligungen mit einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro trennen, die an BASF gehen. Dadurch verlassen 1800 Mitarbeiter den Konzern, 300 in Deutschland. Baumann betonte, durch die Übernahme sollen ab dem Jahr 2022 Synergien in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar realisiert werden. Noch ist nicht klar, wie sich dies auf Sach- und Personalkosten aufteilt und wo Stellen wegfallen werden.

„Für Deutschland erwarte ich die Einhaltung und Fortschreibung der Zusagen des Vorstands zu Beschäftigung und Investitionen an den Standorten. Natürlich auch für die Divisionen außerhalb des Pflanzenschutzgeschäftes, damit Bayer auch Bayer bleibt“, sagte Oliver Zühlke, Chef des Konzernbetriebsrates, unserer Redaktion.

Zugleich mahnt er, die Mitarbeiter bei der Integration nicht zu überfordern. „Wir bekommen ein riesiges Geschäft dazu. Mehr Belastung für den Einzelnen ist völlig inakzeptabel. Auch in einem Bayer mit Monsanto muss gutes Arbeiten und zukunftsfeste Beschäftigung eine Maxime des Handelns bleiben.“ Sitz der neuen Division bleibt wie angekündigt Monheim. Von St. Louis aus wird der Unterbereich Saatgut geführt.

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