Stellenabbau bei der Deutschen Bank Integration der Postbank kostet Arbeitsplätze

Frankfurt/Bonn · Der Umbau des Kreditinstituts wird drei bis fünf Jahre dauern, kündigte Deutsche-Bank-Chef John Cryan an. In dieser Zeit soll die Postbank mit dem Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank zusammen geführt werden.

 Deutsche-Bank-Chef John Cryan nennt noch keine Zahlen, wie viele Stellen bei der Postbank abgebaut werden sollen.

Deutsche-Bank-Chef John Cryan nennt noch keine Zahlen, wie viele Stellen bei der Postbank abgebaut werden sollen.

Foto: dpa

Ohne Stellenabbau wird die Integration der Postbank in den Deutsche-Bank-Konzern nicht gehen. „Die Integration wird Jobs kosten – und wahrscheinlich mehr, als wir neue schaffen können“, sagte Deutsche Bank-Chef John Cryan in einem Interview des „Handelsblatt“. Vorrangig sei es jedoch, der Bank wieder zu mehr Wachstum zu verhelfen, und dann würden an der einen Stelle Jobs abgebaut, während an einer anderen Stelle neue entstünden: „Das ist ein ganz normaler und gesunder Prozess“, glaubt Cryan.

Eigentlich aber mag der Deutsche-Bank-Chef nicht von „Integration“ sprechen: „Wir führen die Postbank und unser deutsches Privat- und Firmenkundengeschäft zusammen.“ Dafür lässt sich die Bank drei bis fünf Jahre Zeit. Sie will also den Umbau in diesem Bereich offenbar sehr detailliert planen: „Wenn wir uns einmal geeinigt haben, wird es schnell gehen“, sagte der Deutsche-Bank-Chef und verwies auf die bisherige Erfahrung Christian Sewings, der für diese Sparte zuständig und seit Sonntag einer seiner beiden Stellvertreter ist.

So etwas könne man „leise und effektiv auf die deutsche Art“ schaffen. Der Brite Cryan meint damit die enge Einbindung der Arbeitnehmervertreter. Zudem sei man bisher ohne betriebsbedingte Kündigungen ausgekommen. Die Bank will bis 2018 9000 der insgesamt 99.700 Arbeitsplätze weltweit streichen. 4000 Stellen davon sollen allein in Deutschland entfallen, davon 2800 im Privatkundengeschäft. Nun kämen einige Stellen bei der Postbank hinzu, die derzeit gut 18.000 Mitarbeiter beschäftigt. Nähere Angaben ließ sich Cryan nicht entlocken – zunächst einmal wolle man die Gespräche führen.

Auch die Frage der künftigen Filialen dürfte schwierig sein. Viele sind aus historischen Gründen an die Standorte der Deutschen Post angegliedert, die aktuellen Verträge laufen bis 2020 und 2021. Weil aber die Kunden der Postbank inzwischen deren digitale Angebote viel schneller angenommen hätten als erwartet, benötige die Postbank weniger Filialen. Nähere Details gebe es noch nicht. im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank sollen bisher 188 Filialen geschlossen werden.

Im April 2015 hatte die Bank, damals noch unter der Führung von Anshu Jain und Jürgen Fitschen, den Verkauf der Postbank beschlossen. Diese zu behalten habe man sich damals schlicht nicht leisten können. „Für uns war die Trennung von unserer Bonner Tochter immer vor allem ein Mittel, Kapital freizusetzen und kein strategisch sinnvoller Schritt“, begründete Cryan die Kehrtwende. Die „enthusiastische“ Reaktion der deutschen Bankkunden auf die digitalen Angebote und das mobile Banking macht ihn zudem zuversichtlich, dass die Bank auf dem Heimatmarkt attraktive Renditen erreichen könne.

Der Deutsche-Bank-Chef erwartet eine weitere Konsolidierung in der deutschen Bankenlandschaft: 2000 Geldhäuser gibt es hierzulande, wegen der niedrigen Zinsen, die die Marge drücken, werde die Entwicklung bald Fahrt aufnehmen. Die Deutsche Bank will daran aber nicht unbedingt teilhaben: Man schaffe gemeinsam mit der Postbank die mit Abstand größte deutsche Privat- und Firmenkundenbank: „Das ist ein sehr großer Schritt für uns. Weitere Übernahmen würden uns im Moment nur ablenken“, sagte Cryan.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort