Zahlungsverkehr im Alltag Handyzahlungen sind auf dem Vormarsch

München · Setzen sich Bezahlmöglichkeiten per Smartphone oder Smartwatch auch in Deutschland durch? Bis 2020 müssen alle Kassenterminals in der EU für mobiles Zahlen ausgestattet sein.

 Smartphone statt Kreditkarte: Laut Experten bringt das mobile Bezahlen auch mehr Sicherheit. FOTO: DPA

Smartphone statt Kreditkarte: Laut Experten bringt das mobile Bezahlen auch mehr Sicherheit. FOTO: DPA

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Mobiles Bezahlen per Smartphone oder Smartwatch wird sich auch im bargeldverliebten Deutschland in kurzer Zeit durchsetzen. Das erwarten zumindest US-Kreditkartenriese Visa und mit ihm verbündete Partnerfirmen. Die Technologie sei zum einen sicherer als heutiges Bezahlen per Kreditkarte, zum anderen verzehnfache sie die Bezahlmöglichkeiten, schwärmt der Visa-Chef für Zentraleuropa, Albrecht Kiel.

So seien heute global drei Milliarden Visa-Karten im Umlauf. Binnen fünf Jahren werde es aber rund 30 Milliarden elektronische Entsprechungen auf Handys, Smartwatches und anderen Wearables geben. Aus global heute 44 Millionen Zahlorten würden zudem 440 Millionen Orte werden, wo Verbraucher mobil allein per Visa bezahlen können.

Rasch zum Durchbruch kommen soll die Technik auch, weil in Europa bis 2020 alle Kassenterminals verpflichtend mit einer Funktion für mobiles Bezahlen per Handy ausgestattet sein müssen. Gleichzeitig versprechen Kreditkartenfirma Verbrauchern mehr Sicherheit. Denn auf Smartphones oder Fitnesstrackern müsse nicht mehr die Kreditkartennummer selbst hinterlegt werden sondern eine sogenannte Tokennummer, die Verbraucher allerdings kaum zu Gesicht bekommen dürften. Sie wird im Hintergrund vollautomatisch vergeben, wenn Kunden mit einem darauf technisch eingerichteten Unternehmen in Zahlungsverkehr treten. Das bringt Vorteile.

Heute reicht es vielfach, wenn Kriminelle eine Kreditkartennummer abfischen, um damit einzukaufen. Eine Tokennummer kann nur in Verbindung mit einem bestimmten Handy oder einer ihr zugewiesenen Smartwatch genutzt werden. Zudem kann mit einer ausgespähten Tokennummer beispielsweise für Amazon nicht bei einem anderen Unternehmen bezahlt werden. In nicht mehr allzu ferner Zukunft werde ein vernetztes Auto auch selbstständig online an der Tankstelle seinen Sprit bezahlen, ohne dass der Fahrer aussteigen muss, schwärmt Kiel.

Der Pferdefuß lauert für Verbraucher an anderer Stelle. Denn die zugehörige App für mobiles Bezahlen können praktisch alle Unternehmen anbieten, auch solche die man wie den Versicherer Allianz nicht auf Anhieb an dieser Stelle vermuten werde. Die neue Bezahl-App Allianz Prime werde nicht nur bestehenden Allianz-Kunden kostenlos zur Verfügung gestellt, erklärt Allianz-Innovationsmanager Jacob Fuest. Er glaubt, dass der Markenname Allianz viele Konsumenten zur App locken wird.

Der Versicherer wolle nicht wieder ins Bankgeschäft einsteigen, versicherte Fuest. Der Hintergedanke ist vielmehr, die App für mobiles Bezahlen als Datenquelle zu nutzen. Denn davon registrierte Transaktionsdaten würden in anonymisierter Form auch beim Versicherer auflaufen, räumte Fuest ein. „Wer zum Beispiel über die App einen USA-Flug bucht, könnte von uns dann per Mail ein Angebot für eine Reiseversicherung erhalten“, sagt der Manager. In Italien sei Allianz Prime bereits im Probebetrieb. Für Deutschland steht noch kein Starttermin fest.

Mit dieser Strategie ist die Allianz nicht allein. So hat Visa auch Fitbit als Anbieter von Fitness-Trackern und Smartwatches mit ins Boot geholt. „Wir können ihre Schritte zählen und wissen ob sie schlecht geschlafen haben“, sagt der Fitbit-Deutschlandchef Michael Maier über den heutigen Informationsstand seines Unternehmens.

Künftig kommen über mobiles Bezahlen gesammelte Daten dazu, für deren intelligente Verknüpfung es moderne Algorithmen gibt. Für mobil bezahlende Verbraucher der Zukunft dürfte sich deshalb nicht nur die Transaktionssicherheit und Zahl der Einsatzmöglichkeiten vervielfachen sondern auch die der daraus abgeleiteten individuellen Werbebotschaften.

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