Kommentar zu Audi Gut eingeübte Worthülsen

Die Durchsuchungen kommen zur Unzeit: Just an dem Tag, als Audi seinen Geschäftsbericht vorlegen will. Dass die Staatsanwälte das nicht wussten, ist kaum zu glauben. Es sieht vielmehr nach Taktik aus.

 Äußerlich ungerührt: Der Vorstandsvorsitzende des Fahrzeugherstellers Audi AG, Rupert Stadler.

Äußerlich ungerührt: Der Vorstandsvorsitzende des Fahrzeugherstellers Audi AG, Rupert Stadler.

Foto: dpa

Es klingt nicht sonderlich glaubwürdig, wenn die Staatsanwälte versichern, sie hätten erst Anfang der Woche von der Bilanzpressekonferenz bei Audi gestern erfahren. Da seien die Durchsuchungen bei der VW-Tochter nicht mehr zu stoppen gewesen. Eher wirkt es so, dass diese Art staatsanwaltlicher Recherche zur Methode gehört, den Beschuldigten mürbe zu machen.

Im Prinzip ist das nicht in Ordnung. Die Sache verschlimmert es für Audi und seine Mutter VW aber nicht, weil es kaum noch schlimmer werden kann. Denn die Ermittler suchten nicht nur nach Beweisen für die manipulierte Abgas-Software bei rund 80 000 Autos, die zwischen 2009 und 2015 in den USA verkauft wurden und bei denen ein Sechszylindermotor für Vortrieb sorgte. Den hatte Audi entwickelt. Sie suchten danach, wer „an unrichtigen Angaben gegenüber Dritten beteiligt“ gewesen sei. Audi hat, wie bei anderen Konzernmarken auch, nicht nur die Abgastechnik gefälscht, sondern auch alles lange verschwiegen. Die Worte von Audi-Chef Rupert Stadler, „als Konsequenz aus der Diesel-Affäre stellen wir bei Audi alles auf den Prüfstand“, wirkten wie gut eingeübte Worthülsen. Zumal jüngst Nachrichten aufkamen, VWs korrigierte Abgassoftware senke die Stickoxide zwar um 38 Prozent, belasse sie aber beim 3,3-fachen des Erlaubten. Auch in den Verkaufssalons herrscht noch Hochmut: Stadtsperren für Dieselautos? „Das geht doch nicht.“ Die Wirklichkeit könnte anders aussehen.

Mag ja sein, dass der Dieselskandal irgendwann den Wendepunkt in der Autogeschichte markiert, der neue Formen individueller Mobilität und neue Antriebe hervorgebracht hat. Aber das haben VW und Audi nicht gewollt. Vom „Vorsprung durch Technik“ zeigen die Ingolstädter derzeit nichts.

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