Munich Re verliert weiter Gewinne runter, Dividende hoch

München · Der weltgrößter Rückversicherer Munich Re leidet unter dem Sanierungsfall Ergo. Im dritten Jahr in Folge sinkt bei den Münchnern der Jahresüberschuss.

 Zum dritten Mal in Folge ist bei Rückversicherer Munich Re der Jahresüberschuss gesunken.

Zum dritten Mal in Folge ist bei Rückversicherer Munich Re der Jahresüberschuss gesunken.

Foto: picture alliance / dpa

Es knirscht beim Vorzeigekonzern aus der speziellen Welt der Rückversicherungen Munich Re. Zum dritten Mal in Folge ist bei den Münchnern 2016 der Jahresüberschuss gesunken, diesmal um eine halbe auf noch 2,6 Milliarden Euro und erneut wird die Dividende erhöht, um Anleger bei Laune zu halten. Sie erhalten mit 8,60 Euro für das vergangene Geschäftsjahr je Aktie 35 Cent mehr als zuletzt. „Wir sind zufrieden“, erklärte Finanzchef Jörg Schneider angesichts Dauerniedrigzins und Preisdruck auf Versicherungsmärkten. Man würde die Ausschüttung nicht erhöhen, wenn sie 2017 nicht mindestens zu halten wäre, beruhigte er. Zudem hat die Munich Re mit der Tochter Ergo einen Sanierungsfall im Haus, den Konkurrenten wie Hannover Rück nicht verkraften müssen.

Dieser weltweit drittgrößte Rückversicherer konnte im Gegensatz zum globalen Branchenführer aus München seine Gewinne 2016 nach Steuern erneut steigern und mit knapp 1,2 Milliarden Euro deutlich über der Milliardenschwelle halten. Das soll auch in diesem Jahr in Hannover so bleiben, während die Munich Re für sich skeptisch bleibt. „Wir haben keinen Anlass zu glauben, dieses Jahr die 2,6 Milliarden Euro Vorjahresgewinn zu übertreffen“, erklärte Schneider. Tendenziell werde er 2017 etwas niedriger ausfallen.

Diese Aussichten machten die Aktie der Munich Re mit zeitweise rund zwei Prozent Rückgang auf noch gut 172 Euro zum größten Verlierer im allgemein positiven Dax. Das Papier der Hannover Re lag im MDax dagegen mit gut einem Prozent auf gut 103 Euro im Plus. Die eigenen Kursverluste relativieren auch die Divdendenaufstockung der Münchner.

Sondereffekte können sie per saldo für die im Vergleich zum Wettbewerber aus Hannover schlechtere Entwicklung nicht für sich reklamieren. Zwar hat der harte Ergo-Sanierungskurs mit einem dortigen Abbau von 2400 Stellen die Konzerngewinne in München 2016 mit 250 Millionen Euro belastet, erklärte Schneider. Als Teilkonzern schrieb Ergo voriges Jahr 40 000 Euro Verlust. Andererseits konnte sich Munich Re 2016 aber über Währungsgewinne von rund 400 Millionen Euro freuen.

Um alle Sondereffekte bereinigt hätte der Konzernjahresüberschuss 2016 damit bei 2,4 Milliarden Euro gelegen. Dieses Niveau sehen Analysten nun für 2017 und Schneider widerspricht dem nicht.

Zugutehalten muss man der Munich Re und ihrem scheidenden Konzernchef Nikolaus von Bomhard, dass er sich zum Ausscheiden Ende April keine glänzende Erfolgsbilanz gezimmert hat, wozu es im reichen Geldhaus durchaus Gestaltungsspielräume gäbe.

Bomhard tritt ehrlich ab, so wie er es in seinen zwölf Jahren an der Spitze der Munich Re gemacht hat. In knapp zwei Monaten übernimmt Vorstandskollege Joachim Wennig. Der kann auf eine Trendwende wenn auch nicht sofort so aber doch in absehbarer Zeit hoffen.

Denn zum einen wird Tochter Ergo dieses Jahr wieder Gewinne in einer geplanten Dimension von rund 130 Millionen Euro beisteuern. Zum anderen geht der Preisverfall im konzernweit dominierenden Rückversicherungsgeschäft zurück.

Große Teile dessen wurden Anfang 2017 neu verhandelt. Dabei hat sich der Preisverfall im Vorjahresvergleich auf noch 0,5 Prozent halbiert. Gleichzeitig hat die Munich Re erneut auf schwach rentable Geschäfte verzichtet, was sich insgesamt auf ein um 500 Millionen Euro geringeres Beitragsvolumen addiert. Schon 2016 waren die Umsätze konzernweit von 50,4 auf 48,9 Milliarden Euro gebröckelt.

Die dabei zugrunde liegenden Faktoren treffen die gesamte Assekuranz. Zum einen drängen immer mehr versicherungsfremde Akteure wie Hedgefonds ins Geschäft, weil sie keine anderen Anlagemöglichkeiten mehr finden. Zum anderen ist die Assekuranz zuletzt bei Naturkatastrophen relativ glimpflich davongekommen. An der Front stehende Versicherer wie Allianz kaufen deshalb bei Munich Re & Co wenig Rückversicherungsschutz, weil sie selbst in Geld schwimmen.Vorerst kann die Munich Re deshalb nur durch Zukäufe wachsen. Die könne es, wenn auch nicht im ganz großen Stil für Tocher Ergo im Ausland und in Form von Spezialversicherern geben, stellte Schneider für 2017 in Aussicht.

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