Bürgel-Schuldenbarometer Generation 60plus rutscht öfter in Privatpleite

Hamburg · Der Arbeitsmarkt brummt, die Beschäftigten haben mehr Geld in der Tasche. So bleibt immer mehr Menschen der Gang zum Insolvenzgericht erspart. Das gilt aber nicht unbedingt für Ältere, wie eine Untersuchung zeigt.

 100 984 Personen mussten vergangenes Jahr Insolvenz anmelden, 6,4 Prozent weniger als im Vorjahr, teile der Informationsdienstleister Bürgel mit.

100 984 Personen mussten vergangenes Jahr Insolvenz anmelden, 6,4 Prozent weniger als im Vorjahr, teile der Informationsdienstleister Bürgel mit.

Foto:  Alexander Heinl

Von einer privaten Pleite sind in Deutschland immer mehr Menschen der Generation 60plus betroffen. Im Bürgel-Schuldenbarometer stiegen zum fünften Mal in Folge die Insolvenzfälle in der Altersgruppe "61 und älter", allein 2016 um 0,9 Prozent auf 10 844.

Sie machen damit rund ein Zehntel aller Insolvenzanmeldungen aus, die im vergangenen Jahr erneut deutlich zurückgegangen sind, wie der Informationsdienstleister Bürgel am Donnerstag in Hamburg in seinem "Schuldenbarometer 2016" mitteilte.

Deutschlandweit mussten 100 984 Menschen zum Insolvenzgericht, 6,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies sei der sechste Rückgang in Folge und der niedrigste Stand seit 2005. Häufigster Grund für die gute Entwicklung sei die weiter niedrige Arbeitslosigkeit in Deutschland. "Wenn die Beschäftigtenzahlen steigen, sinken die Zahlen der Privatinsolvenzen", bilanziert Bürgel. Daher erwartet das Unternehmen auch im laufenden Jahr einen weiteren Rückgang auf bis zu 98 000 Fälle. Die durchschnittlichen Schulden der Betroffenen liegen den Angaben zufolge bei rund 33 000 Euro.

Ein Nachsehen haben laut Bürgel jedoch diejenigen, die jenseits der 60 Jahre aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, wie ein Rückblick zeigt: Von 2011 bis 2016 legten die Privatpleiten dieser Altersgruppe um rund 24 Prozent zu. Dagegen gingen sie über alle Jahrgänge hinweg um fast 26 Prozent zurück.

Gründe für die Privatinsolvenz im Alter sind zumeist im Berufsleben zu finden. So kann den Angaben zufolge eine Beschäftigung mit Niedriglohn zu einer geringen Rente führen. Sie könne auch auf einer Erwerbsbilanz mit Unterbrechungen beruhen. Das Risiko einer Pleite werde zudem durch hohe Kosten im Krankheitsfall erhöht, schreibt Bürgel. Zu den Betroffenen zählten auch ehemals Selbstständige, die nicht ausreichend für das Alter vorsorgten. Angesichts der Überalterung der Gesellschaft erwartet Bürgel, "dass künftig eine immer größer werdende Bevölkerungsgruppe vor finanziellen Problemen im Alter stehen wird".

Bürgel-"Insolvenzhochburg" blieb 2016 der Stadtstaat Bremen, wo es auf 100 000 Einwohner 212 Privatinsolvenzen gab. Es folgen das Saarland (175 Fälle), Niedersachsen (171 Fälle), Hamburg (166) und Schleswig-Holstein (157). Unter dem Bundesdurchschnitt von 123 Pleiten je 100 000 Einwohner lagen Bayern (86 Fälle) und Baden-Württemberg (90). Der Trend rückläufiger Insolvenzanmeldungen habe sich unter allen Bundesländern lediglich in Bremen (plus 1,6 Prozent) und in Thüringen (plus 0,5 Prozent) nicht gezeigt, berichtete Bürgel.

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