Operationen im Ausland Günstig – aber nicht immer unbedingt gut

BERLIN · Bei medizinischen Behandlungen im Ausland lauern einige Fallstricke. Krankenkassen übernehmen - wenn überhaupt - nur einen Teil der Kosten.

 Augenlaser zum halben Preis: Die Behandlung im Ausland gilt als beliebt, erfordert aber häufig Nachbehandlungen.

Augenlaser zum halben Preis: Die Behandlung im Ausland gilt als beliebt, erfordert aber häufig Nachbehandlungen.

Foto: picture alliance / dpa

Mal verspricht die Annonce im Internet „mehr Selbstbewusstsein“, mal ein höheres „Selbstwertgefühl“. Beides soll eine Korrektur der Nase bewirken. Mit derlei Anzeigen locken Kliniken in Polen, Tschechien oder der Türkei deutsche Patienten an. Als Köder dienen vermeintlich günstige Preise. Mal wird die Nase zu Preisen von 800 Euro gerade gerückt, mal gibt es die OP für knapp 1900 Euro. Ein Schnäppchen, wenn man auf die Durchschnittspreise der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) schaut. Dort wird die Nasenkorrektur inklusive Knochenstruktur mit 4500 Euro ausgewiesen. Kein Wunder, dass Interessenten für Schönheits-OPs über die Landesgrenzen hinausschauen.

Die Sparsamkeit ist verständlich, weil derlei Eingriffe von keiner Krankenkasse bezahlt werden. „Man kann nicht generell sagen, dass die Qualität im Ausland schlechter ist“, sagt DGÄPC-Sprecher Martin Spiering. Zahlen über den Umfang der Behandlungsreisen gibt es indes nicht. So haben die hiesigen Fachärzte nur einen indirekten Einblic in das Geschehen, wenn Nachbehandlungen vonnöten sind. „Das größte Problem sind Pauschalangebote“, erläutert Spiering. Dabei werden Anreise, Hotel und OP gebündelt angeboten. Den operierenden Arzt würden die Patienten dann oft erst am Tag des Eingriffs kennenlernen. Für eine ausreichende Beratung und Bedenkzeit bleibe da kein Raum. Wenn es zu Komplikationen kommt, wird der Spartrip im Nachhinein teuer. „Wenn ein medizinisches Problem auftritt, kommt keine Kasse für eine Korrektur der OP auf“, warnt der Sprecher.

Neben Schönheitsbehandlungen locken ausländische Ärzte Deutsche auch mit Augenlasern, Kuren und vor allem Zahnbehandlungen an. In Polen wird die Augenbehandlung zum Beispiel für etwa den halben Preis angeboten. Gerade bei dieser Operation sei die Nachbehandlung wichtig, warnt Georg Eckert vom Berufsverband der Augenärzte. Gelegentlich würden beispielsweise Entzündungen auftreten. „Es ist nicht damit getan, mal eben ein Wochenende nach Istanbul zu fliegen und mal eben Lasern zu lassen“, sagt der Facharzt.

Bei hierzulande üblichen Kassenleistungen wie dem Zahnersatz spielt die Krankenversicherung auch bei einer Behandlung im Ausland mit. Sie übernimmt den Anteil der Kosten, den sie auch in Deutschland übernehmen würde. Doch aufgepasst: Auch vom Zahnarzt in Polen verlangt die Krankenkasse zunächst einen Heil- und Kostenplan, den sie genehmigen muss. Erst dann ist die Kostenübernahme sichergestellt. Die Ausgaben für Reise und Unterkunft muss der Patient stets selbst übernehmen. Das gilt generell, also auch, wenn bei einer Krankheit ein Spezialist in einem anderen Land aufgesucht wird.

Viele Fallstricke warten auf Gesundheitstouristen. „Viele Leistungen sind zustimmungspflichtig“, erläutert der Sprecher der Nationalen Kontaktstelle für die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung, Bernd Christel. Die Einrichtung informiert unter der Internetadresse www.eu-patienten.de über die verschiedenen Facetten der medizinischen Versorgung innerhalb der EU. Sie wird von der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung gemeinsam getragen.

Wie viele Bundesbürger sich außerhalb des Landes behandeln lassen, ist nicht bekannt. Genaue Zahlen dazu werden nicht erhoben. Bei regulären Kassenleistungen ist der Anteil gering, wie Christel weiß. Auch vor anderen Risiken warnen Patientenschützer. So gelte in Streitfällen das Recht des anderen Landes, sagt Christel. Auch die Sprachbarrieren bergen Gefahren, wenn der Patient die Erläuterungen des Arztes nicht richtig versteht oder ihm nicht genau erklären kann, worin das Leiden besteht. Vor der Behandlung sollte ein Kostenvoranschlag eingeholt und auch die Nachbehandlung besprochen werden, raten die Verbraucherzentralen. Schließlich empfehlen sie dringend, sich vor einer OP oder Behandlung über die medizinische Qualität des Anbieters zu informieren.

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