Ein Porträt Finanzinvestor beim Skihersteller Völkl

Straubing · Der einzige deutsche Skihersteller Völkl hat erneut den Besitzer gewechselt. Mit ihm soll es gezielt aufwärts gehen. Kohlberg & Company ist der US-Finanzinvestor, der diesen Sommer Völkl und gut ein Dutzend Schwestermarken für 215 Millionen Euro gekauft hat.

 Arm an neuen Trends: Skiherstellern fehlt ein Innovationsschub.

Arm an neuen Trends: Skiherstellern fehlt ein Innovationsschub.

Foto: picture alliance / dpa-tmn

„Da waren wir froh, dass wir keine Entlassungen vornehmen mussten“, sagt der Manager mit Blick auf die Völkl-Fabrik in Straubing mit ihren 400 Beschäftigten, der einzigen ihrer Art im ganzen Land. Jetzt hat die Saison schon im November begonnen, im Handel wird gut verkauft und das nicht nur in Europa sondern auch in den USA und Japan. Das lässt erstmals seit Jahren wieder Hoffnung keimen.

„Drei bis vier Prozent Branchenwachstum und auch für Völkl“, schätzt Bronder für die angelaufene Saison. Drei Millionen Paar Skier wurden zuletzt von allen Herstellern zusammen weltweit verkauft, weniger als ein Zehntel davon waren es zuletzt noch in Deutschland. Die eigenen Zahlen nennt Völkl nicht. In Europa reklamieren die Straubinger für sich Rang zwei bis drei, am weltgrößten Skimarkt USA sogar die Führungsposition.

Gerade für Europa könne man mit dem Werk in Straubing flexibel nachproduzieren, wenn witterungsbedingt spontan die Nachfrage steigt, betont der Völkl-Chef. Schon deshalb stelle es Kohlberg nicht in Frage.

Kohlberg & Company ist der US-Finanzinvestor, der diesen Sommer Völkl und gut ein Dutzend Schwestermarken für 215 Millionen Euro gekauft hat und nun alleiniger Eigner des Traditionsunternehmens ist. Verkäufer war der US-Konsumgüterkonzern Newell, nachdem dieser zuvor die ebenfalls in den USA sitzende Völkl-Mutter Jarden übernommen hatte. Bei Newell passt Wintersport nichts ins Programm. Man wolle sich auf wachstumsstärkere Geschäfte konzentrieren, hieß es. Bronder widerspricht.

Mit mangelnden Wachstumsaussichten etwa wegen des Klimawandels und spärlicher werdender Schneefälle habe die Trennung nichts zu tun gehabt. Das zeige schon der Umstand, dass anfangs über 100 Firmen am Kauf der Wintersportgruppe interessiert waren. Neben Völkl zählen dazu vor allem der US-Skihersteller K2, Skischuhproduzent Dalbello und Bindungsfabrikant Marker. Marker, Dalbello und Völkl haben gerade ein neues Gruppenlogo mit dem Kürzel MDV erhalten, was den engen Zusammenhalt gerade dieser drei Marken unterstreicht. Das sei bereits vor dem Verkauf an Kohlberg so geplant gewesen, sagt Bronder.

Schon zu Jarden-Zeiten war er für das Markentrio zuständig. Nun verantwortet er für Kohlberg auch die anderen mitverkauften Firmen. Insgesamt 14 Marken mit zusammen rund 300 Millionen Euro Umsatz haben den Besitzer gewechselt.

Wenn Finanzinvestoren das Kommando übernehmen, steht nicht selten Kostensparen im Fokus, weil derartige Eigner nach überschaubarer Zeit wieder gewinnbringend aussteigen wollen. So gesehen könnte die teuere Skiproduktion in Deutschland auf dem Prüfstand stehen. Das Gegenteil sei der Fall, betont Bronder. „Wir haben gerade neu eingestellt“, sagt er. 15 bis 20 Stellen seien es gewesen und das soll nicht die einzige Art von Zuwachs bleiben.

„Bislang hat sich Völkl unter jedem Eigner weiterentwickelt“, betont Bronder. Bei früheren Gelegenheiten kamen Marker und Dalbello dazu. Auch jetzt unter Kohlberg könnte wieder zugekauft werden, so Bronder. Kandidaten will er nicht nennen.

Aktuell ruhen die Hoffnungen dabei neben wintersportfreundlichem Wetter vor allem auf neuartigen Skischuhen. Denn die werden in aller Regel immer noch gekauft und nicht wie Skier oft nur gemietet.

Wer aber schon einmal mit den kolbigen Ungetümen speziell auf eisigem Untergrund unterwegs war, der weiß, das das eher ein Torkeln als ein Gehen ist. „Mit dem Rumstolpern ist es jetzt vorbei“, verspricht Bronder. Dafür sorgen soll eine leicht gebogene und patentgeschützte Gummisohle, die Dalbello im Zusammenspiel mit Marker erfunden hat. Per Lizenzvergabe an Dritte soll das bequeme Gehen in Skischuhen im Markt zum Durchbruch kommen.

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