Kommentar zu Daimler Fehlende Einsicht

Meinung · Die Bilanz von Daimler liest sich hervorragend. Doch angesichts der Herausforderungen um Elektromobilität und das Misstrauen der Autofahrer gegenüber dem Diesel steht der Stuttgarter Konzern vor einer schwierigen Zukunft, meint GA-Autorin Brigitte Scholtes.

 Teilnehmer der Hauptversammlung der Daimler AG begutachten ein ausgestelltes Auto.

Teilnehmer der Hauptversammlung der Daimler AG begutachten ein ausgestelltes Auto.

Foto: dpa

Daimler steht unter Druck – und das trotz einer hervorragenden Bilanz. Die aber zeigt, wie gut Daimler die „alte Welt“ des Automobilbaus im Griff hatte. Nun aber kämpft der Vorstand an verschiedenen Fronten. Er hat einen neuen Großaktionär, den chinesischen Autobauer Geely. Was der mit den Stuttgartern vorhat, ist noch nicht ganz klar, aber es dürfte wohl auf eine engere Zusammenarbeit hinauslaufen. Und das kann eigentlich nur bedeuten, dass auch Daimler die Elektromobilität stärker forcieren muss als bisher, denn die wird in China stark gefördert.

Eine solche Umstellung aber geht auf Kosten der Bilanz – denn so schnell und reichlich Geld verdienen wie mit den Verbrennungsmotoren wird Daimler dann nicht mehr können. Auch ihren Technologievorteil haben die Stuttgarter dann nicht mehr, denn aktuell stehen fast alle Autobauer an derselben Ausgangsposition bei der Umstellung auf Elektromobilität. Es erfordert also hohe Kosten und Investitionen, um wieder etwas besser zu sein als die anderen. Das ist mühevoll.

Die Antworten von Daimler-Chef Dieter Zetzsche auf die Herausforderungen aber klangen am Donnerstag noch nicht sehr einsichtig: Er setzt auf den sauberen Diesel, lehnt aber gleichzeitig die Hardware-Umrüstung der alten Diesel ab. Das Software-Update reiche. Das tut es Umweltexperten zufolge nicht. Deshalb wächst das Misstrauen der Autofahrer. Wie soll also ein „neuer Diesel“ am Markt erfolgreich sein, wenn für die alten womöglich Fahrverbote drohen? Die Autoindustrie, auch Daimler, sollte allmählich einsehen, dass sie nun eine wegen des Dieselskandals selbst verschuldete Durststrecke durchlaufen muss, bevor sie (hoffentlich) wieder zu alter Größe aufsteigen kann.

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