Umfrage des Digitalverbands Bitkom Was die 5G-Mobilfunknetze wirklich bringen

München · Verbraucher wollen beim mobilen Telefonieren vor allem eine hohe Netzabdeckung. Doch das bringt der neue Standard nicht.

Demnächst werden in Deutschland die Lizenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G versteigert. Verbraucher erwarten dabei vor allem höhere Netzabdeckung und weniger Funklöcher. Das hat der heimische Digitalverband Bitkom in einer Studie ermittelt. Enttäuschungen sind damit vorprogrammiert. „Über 5G wird nicht telefoniert, das ist ein reines Datennetz“, stellt Bitkom-Präsidiumsmitglied Hannes Ametsreiter klar. Mobil telefoniert werde auch in 5G-Zeiten weiter im 4G-Netz, womit dessen Abdeckung für Funklöcher maßgeblich sei. Veränderungen bringe 5G aber im Alltag für jedermann und wegen der Konzentration auf Datendienste sogar wahre Umbrüche im Mobilfunkmarkt.

Heute werden die branchenweiten Umsätze von Netzbetreibern mit Sprach- und Datendiensten noch zu zwei Dritteln bis drei Vierteln von Privatkunden getragen, sagt Ametsreiter. Es geht dabei um ein Volumen, das Bitkom dieses Jahr in Deutschland um rund drei Prozent auf 20,3 Milliarden Euro steigen sieht. Im 5G-Zeitalter würden Telekommunikationsanbieter aber deutlich mehr Geschäft mit Firmenkunden machen und prozentual weniger mit Endkunden. Der Markt schichtet sich also um.

Treiber seien vernetzte Autos oder auch Versicherungen, sagt Ametsreiter. Die Assekuranz könne eine explodierende Zahl von Sensoren von online vernetzten Dingen nutzen, um Versicherungstarife völlig neu zu kalkulieren. Autos würden als rollende Computer immer mehr vom reinen Produkt zum Mobilitätsservice, was Autobauer oder neue neue Mobilitätsanbieter zu Großkunden von Netzbetreibern macht.

Einen Vorgeschmack darauf, was das für Datenvolumina bedeutet, gibt eine Bitkom-Schätzung. Für 2019 sagt der Verband für Deutschland da eine 40-prozentige Steigerung des mobilen Datenvolumens auf knapp drei Milliarden Gigabyte voraus, nachdem schon 2018 eine 50-prozentiges Plus gebracht hat. Vor fünf Jahren wurden per Mobilfunk 395 Millionen Gigabyte übertragen also ein Zehntel des für 2019 prognostizierten Werts.

Geringe Zahlungsbereitschaft

Eng verbunden ist die Datenexplosion der Zukunft mit 5G und den damit verbundenen höheren Übertragungsraten. Das werde den Alltag von Verbrauchern und Industrie umkrempeln, sagt Ametsreiter voraus. Immer mehr Dinge würden online vernetzt und das Smartphone dabei für den Einzelnen zur Steuerzentrale. Schon jetzt geschehe das immer häufiger bei Smartwatch und Fitnessarmband, Haushaltsgeräten oder Smart-TV. Derzeit haben 42 Prozent aller Smartphone-Nutzer hier zu Lande ihr Gerät schon einmal mit dem Handy verbunden. Bei Smart-TV und Hausgeräten ist es etwa ein Fünftel. Per annum steigen die Werte je nach Gerätekategorie zwischen drei und sechs Prozentpunkten. Konflikte zwischen Anbietern und Nutzern zeichnen sich nach der Bitkom-Studie allerdings hinsichtlich Mobilfunkpreisen ab. Die Mobilfunkkonzerne müssen Milliarden Euro in den Netzausbau stecken vor allem in den des 5G-Standards, was das Bedürfnis steigert, an der Preisschraube zu drehen. Vier von zehn befragten Deutschen sind aber nicht bereit, für 5G auch nur einen Cent mehr zu bezahlen. Ein weiteres Viertel würde bis zu zehn Euro mehr monatlich akzeptieren.

Insgesamt sagt Bitkom für den deutschen Mobilfunkmarkt bestehend aus Diensten, Geräten und Apps 2019 ein dreiprozentiges Marktwachstum auf 34,3 Milliarden Euro voraus. Überproportional sollen dabei Apps um fünf Prozent auf 1,6 Milliarden Euro branchenweit zulegen. Aber auch mit Smartphones wird hier zu Lande im Gegensatz zur weltweiten Entwicklung 2019 mit prognostizierten 10,4 Milliarden Euro wohl drei Prozent mehr als 2018 umgesetzt. Der Durchschnittspreis für ein Handy steigt dabei laut Bitkom von 444 auf 453 Euro. Im Trend liegen sogenannte Phablets. Das sind große Handys mit mindestens 14 Zentimetern Bildschirmdiagonale.

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