Alternativen zur E-Mobilität Experte: Brennstoffzelle ist die einzig sinnvolle Lösung

Brüssel · Autohersteller suchen nach umweltfreundlichen Antrieben mit höherer Reichweite als bei der Elektro-Mobilität. Jetzt wird bei der Entwicklung der Brenstoff-Technik auf das Gaspedal gedrückt.

 Eine Brennstoffzelle in einem Honda Clarity.

Eine Brennstoffzelle in einem Honda Clarity.

Foto: picture alliance / dpa-tmn

Die Forschungsabteilungen der großen Autobauer ließen die Brennstoffzelle nie fallen. Hinter den Kulissen rumort es schon länger, jetzt wird auf das Gaspedal gedrückt: Daimler wird im Herbst auf der IAA als erster deutscher Hersteller einen SUV mit Brennstoffzellen-Technologie vorstellen, der serienmäßig produziert werden soll. Und BMW hat für 2021 eine Kleinserie angekündigt.

Welche Modelle mit der Technologie ausgerüstet werden, das ist noch nicht entschieden. Wahrscheinlich ist jedoch, dass 1000 bis 5000 Stück im gehobenen Segment gebaut werden. Zum Hintergrund: Bei eher auf Langstrecken ausgelegten größeren Autos kann die Brennstoffzelle am besten ihren Trumpf ausspielen. Das Tanken geht so schnell wie bei einem herkömmlichen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.

Letztlich handelt es sich bei der Brennstoffzelle auch um ein Elektrofahrzeug, das emissionsfrei fährt: Die Brennstoffzelle stellt aus Wasserstoff emissionsfrei Strom her, der dann das Auto antreibt. Die Technologie ist aber bequemer als beim batterieelektrisch betriebenen Auto, bei denen das Aufladen der Akkus lange dauert und es auf absehbare Zeit nicht genügend Schnell-Ladestationen für einen Massenbetrieb geben wird.

Während immer mehr Hersteller reine Elektrofahrzeuge anbieten und auch die Reichweiten langsam größer werden, bezweifeln viele Experten, ob das batterieelektrische Auto das Rennen um die Zukunftstechnologie machen wird. „In der Branche herrscht Einigkeit, dass die Brennstoffzelle die einzig sinnvolle Lösung ist“, so etwa der Experte Peter Fuß von der Unternehmensberatung Ernst & Young. Auch ein BMW-Insider bekennt: „Bis zum Jahr 2030 kann niemand zuverlässig voraussagen, welche Antriebstechnologie sich durchsetzt.“

Gerade die deutschen Hersteller, die viele Fahrzeuge in gehobenen Segmenten verkaufen, reizt die Brennstoffzelle: Reichweiten von 500 Kilometer und mehr sind schon heute kein Problem. Vor Kurzem haben 13 weltweit tätige Konzerne eine milliardenschwere Initiative gestartet, um die Brennstoffzellen-Technologie voran zu treiben. Zehn Milliarden Euro wollen die Konzerne in den nächsten fünf Jahren investieren. Bis es überhaupt zum Durchbruch kommen kann, muss ein Tankstellen-Netz aufgebaut werden. Derzeit gibt es in Deutschland nicht einmal 30 Tankstellen, wo man Wasserstoff auffüllen kann. Immer wieder sind auch welche kaputt. Damit das Netz trägt, werden allein in Deutschland 400 Tankstellen benötigt. Kostenpunkt einer Tankstelle: mindestens eine Million Euro.

Federführend bei der Initiative von Davos ist der französische Gase-Hersteller Air-Liquide, Linde ist ebenso an Bord wie die Ölmultis Shell und Total. Auch vier namhafte Autobauer machen mit, darunter Toyota und Hyundai, die in der Branche am konsequentesten die Technologie verfolgen, und Daimler und BMW. Aber der Wolfsburger VW-Konzern nicht. Viele rätseln warum? Steckt VW zu tief im Sumpf des Abgasskandals, der sich immer mehr zu einer Schlammschlacht zwischen heutigen und ehemaligen Aufsichtsrats- und Vorstandsmitgliedern entwickelt?

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