Interview mit Lufthansa-Vorstand Eurowings hofft auf zusätzliche USA-Flüge

Düsseldorf · Lufthansa-Vorstand Thorsten Dirks spricht im Interview mit dieser Zeitung über die Pläne der Billigtochter Eurowings und was in Köln/Bonn zu erwarten ist.

Eurowings wachse an allen Standorten, also auch am Flughafen Köln/Bonn, betont der Lufthansa-Vorstand Thorsten Dirks. Mit ihm sprach Reiner Kowalewsky.

Bisher setzt Eurowings bei der Langstrecke fast nur auf Ferienziele inklusive Miami, aber bisher ab Köln angeflogene Ziele wie Las Vegas oder Seattle fehlen. Wird das Angebot noch ausgebaut?

Thorsten Dirks: Wir haben mit Brussels Airlines in nur fünf Monaten eine neue Langstreckenoperation ab Düsseldorf aus der Taufe gehoben – eine Riesenleistung, die uns so schnell keiner nachmacht. Da wartet 2018 noch viel Arbeit auf uns. Nächstes Jahr planen wir unser Netz weiter zu vergrößern. Zusätzliche Strecken in die USA wie in andere Länder kann ich mir vorstellen, wenn sich die Nachfrage gut entwickelt und die infrastrukturellen Rahmenbedingungen stimmen.

Wie erklären Sie, dass ich den gleichen Flug nach New York für 289 Euro als „Smart“ bei Eurowings buchen kann und für 454 Euro als Economy bei Lufthansa mit Lufthansa-Flugnummer. Kann ich zwischen Flüge umbuchen?

Dirks: Jede Airline der Lufthansa Group entscheidet selber, zu welchem Tarif sie ihre Tickets anbietet. Lufthansa hat ein anderes Produkt als Eurowings, was sich gegebenenfalls in unterschiedlichen Preisen widerspiegelt. Für Kunden ist das ein Plus: Sie haben eine größere Auswahl auf einigen USA-Strecken, um zu entscheiden, welches Angebot sie mehr anspricht. Und in bestimmten Fällen kann man auf Lufthansa-Flüge umbuchen – und umgekehrt auch auf Eurowings-Flüge.

Im Mai kann man One-Way-New York für 240 Euro buchen. Reicht das, damit sich das Angebot lohnt?

Dirks: Der Preis von 240 Euro ist für eine begrenzte Anzahl von Sitzen ein sinnvoller Teil unseres Angebots. Das Kontingent an sehr günstigen Preisen, in der Regel für Frühbucher, ist jedoch begrenzt. Die Zusammensetzung an Buchungen in den verschiedenen Beförderungsklassen beeinflusst die Wirtschaftlichkeit maßgeblich. Die Profitabilität eines Fluges hängt darüber hinaus von zahlreichen anderen Rahmenbedingungen ab: Beispielsweise vom Flugzeug und seiner Kapazität von der Auslastung und den Preisen für Kerosin und Flughäfenentgelte.

Reicht das Einzugsgebiet von Düsseldorf, um eine Flotte von rund sieben Langstreckenjets mit rund 310 Plätzen sowie 35 Kurzstreckenjets auszulasten?

Dirks: Die Region um Düsseldorf hat inklusive Ruhrgebiet und Rheinland eines der größten Einzugsgebiete Europas: rund 18 Millionen Menschen. Darum haben wir hier unsere Langstrecke konzentriert und darum ist Düsseldorf auch der wichtigste Standort unserer Europaflotte. Ich bin überzeugt, dass unser stark wachsendes Netz und die attraktiven Angebote für eine gute Auslastung unserer Jets sorgen werden. Die Nachfrage nach Flugtickets im Markt ist hoch, und wir sehen unverändert, wie sehr die Kunden auf Angebote von Lowcost-Airlines fliegen.

Und Köln ist nun abgehängt?

Dirks: Nein, denn wir wachsen mit Eurowings ja an allen Standorten, auch am Flughafen Köln/Bonn. Mit der Stationierung von drei weiteren Kurz- und Mittelstreckenjets auf dann insgesamt 19 Flugzeuge werden wir auch in Köln/Bonn unsere Poleposition ausbauen. Allein das für 2018 geplante Wachstum entspricht mehr als 600 000 zusätzlichen Passagieren pro Jahr für den Kölner Airport. Bereits im Winterflugplan haben wir etwa entschieden, die Frequenz zwischen Köln und Berlin/Tegel – eine der stärksten innerdeutschen Business-Strecken – im Sommer auf bis zu 95 Abflüge pro Woche zu erhöhen. Zurzeit stellen wir in allen Flugbetrieben und Bereichen neue Mitarbeiter für unseren Wachstumskurs ein. Das gilt auch für die Eurowings-Verwaltung in Köln/Bonn, die ja alle Flugbetriebe der Eurowings Group kommerziell aus einer Hand steuert.

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