Schattenwirtschaft in Deutschland Einkünfte mit Schwarzarbeit auf Rekordtief

Frankfurt · Die Gründe für die Entwicklung sind bessere Beschäftigungsmöglichkeiten und die gute Wirtschaftslage. Der Mindestlohn hat die Schattenwirtschaft nicht angefeuert.

 Seit Beginn der statistischen Erhebungen 1995 wurde mit Schwarzarbeit nicht so wenig Geld verdient wie im letzten Jahr.

Seit Beginn der statistischen Erhebungen 1995 wurde mit Schwarzarbeit nicht so wenig Geld verdient wie im letzten Jahr.

Foto: picture alliance / Ralf Hirschbe

Die Schattenwirtschaft geht in Deutschland zurück, und das zum achten Mal in Folge. Mit 330 Milliarden Euro werden im laufenden Jahr voraussichtlich sechs Milliarden Euro weniger mit Schwarzarbeit erwirtschaftet, das entspricht 10,4 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt. Das war der niedrigste Wert seit Beginn der Studienstatistik im Jahr 1995, heißt es in einer aktuellen Studie der Universität Linz und des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW). Zur Schattenwirtschaft zählen Schwarzarbeit, illegale Arbeitnehmerüberlassung und andere Formen illegaler Beschäftigung oder Tätigkeiten. 2016 hatte dieser Anteil bei 10,8 Prozent gelegen. Die gute Wirtschaftslage und die besseren Beschäftigungsmöglichkeiten in der offiziellen Wirtschaft seien der wesentliche Grund für diese Entwicklung, erklärt Friedrich Schneider, Professor für Volkswirtschaft an der Universität Linz und einer der Studienautoren. Allerdings seien die Hauptursachen, warum schwarzgearbeitet wird, noch nicht beseitigt, meint der Experte. Er verweist auf die „enorm hohe Abgabenbelastung des Faktors Arbeit“ als auch auf die Regulierungsdichte. Immerhin sei ein entscheidender Anfang gemacht worden, weil man beginne, die kalte Progression abzuschaffen: Damit ist gemeint, dass die Einkommenssteuergrenzen nicht an die Preissteigerung angepasst werden. Um der kalten Progression entgegenzuwirken, hebt der Staat in diesem und im nächsten Jahr die Eckwerte des Einkommensteuertarifs um 0,73 und 1,65 Prozent an. Würde er die kalte Progression vollständig abschaffen, könnte die Schattenwirtschaft um weitere drei Milliarden Euro schrumpfen, schätzen die Experten. Die hohe Regelungsdichte am deutschen Arbeitsmarkt begünstige Schattenwirtschaft jedoch nicht, meinen Gewerkschaften. Es gebe zwar mehr Regeln, weil man die prekäre Beschäftigung bekämpfen wolle, meint etwa Dirk Hierschel, Chefökonom der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Nach der Einführung des Mindestlohns sei die Schwarzarbeit zurückgegangen.

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