Kommentar zur AOK-Studie Einfluss nehmen

Bonn · Lebenskrisen, die sich negativ auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirken, passieren vor allem in deren Privatleben. Für die Arbeitswelt ist das eine gute Nachricht, meint die Autorin.

Der Bericht der AOK über Fehlzeiten und ihre Ursachen hat ein besonders interessantes Ergebnis. Die Lebenskrisen, die sich negativ auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirken, passieren vor allem in deren Privatleben. Probleme am Arbeitsplatz werden als Ursachen solcher Krisen, die nicht nur unglücklich, sondern auch krank machen können, erst an fünfter Stelle von den Befragten genannt. Daraus muss man schlussfolgern, dass Arbeitnehmer seltener wegen Burn-Outs durch zu viel Stress oder Mobbing durch Kollegen beeinträchtigt sind, als Studien der vergangenen Jahre es nahelegten. Für die Arbeitswelt eine gute Nachricht. Der Effekt der Krisen auf die Leistungsfähigkeit ist allerdings gleichermaßen dramatisch – ob nun am Arbeitsplatz verursacht oder im Privatleben. Arbeitgeber müssen reagieren.

Dass über 80 Prozent der Betroffenen am Arbeitsplatz offen über ihre Krisen sprechen, können sie als Chance verstehen. Wer nach dem Verlust eines Angehörigen oder einer Krise mit seinem Partner Verständnis und Rückhalt am Arbeitsplatz erfährt, wird sich auch in besseren Zeiten daran erinnern und seinem Arbeitgeber gegenüber besonders loyal zeigen. In kleinen mittelständischen Betrieben, wo es auf jeden ankommt, kann ein vorübergehendes Kürzertreten des Einzelnen zwar zu einer Herausforderung für die ganze Mannschaft werden. Im Ergebnis aber zahlt es sich aus, einem erfahrenen Mitarbeiter über eine Phase hinwegzuhelfen, als ihn durch Unverständnis vielleicht ganz zu verlieren. Überdies sollten sich Arbeitgeber ihres Einflusses stärker bewusst sein und Beratungsangebote vermitteln.

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