EVG mit Streikdrohung Ausgang der Bahn-Tarifrunde offen

Berlin · Verhaken sich die Tarifpartner oder gelingt Bahn und Gewerkschaft EVG ein Kompromiss? Nahezu sicher war zunächst nur: Wenn sich beide Seiten nicht zusammenraufen, wird es nächste Woche Warnstreiks geben.

Die Bahngewerkschaft EVG macht vor der vierten Tarifrunde Druck.

Die Bahngewerkschaft EVG macht vor der vierten Tarifrunde Druck.

Foto: Lukas Schulze

Bei den Tarifverhandlungen für rund 150 000 Beschäftigte der Deutschen Bahn hat sich zunächst keine Einigung abgezeichnet.

Das Staatsunternehmen und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) bemühten sich am Donnerstag in Berlin über mehrere Stunden, einen Kompromiss zu einer Regelung für die Rufbereitschaft von Mitarbeitern zu finden. Diese soll nach dem Willen der EVG im Konzern einheitlich geregelt werden.

Über andere Streitpunkte hatten beide Seiten bis zu Abend noch gar nicht gesprochen, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Dazu gehört eine von der EVG geforderte Wahlmöglichkeit zwischen mehr Geld oder mehr Urlaub oder einer kürzeren Wochenarbeitszeit für jeden einzelnen Angestellten. Die Bahn ist zu einem Wahlmodell grundsätzlich bereit, will aber statt Urlaubstagen einen Freizeitausgleich gewähren.

Die Gewerkschaft versuchte die Bahn zu Zugeständnissen zu bewegen, indem sie mit Warnstreiks in der kommenden Woche drohte. Dazu will sie aufrufen, wenn in der laufenden vierten Runde kein Tarifabschluss gelingen sollte.

Die EVG ging mit einer Forderung von 4,5 Prozent mehr Geld in die Verhandlungen und zusätzlich 2,5 Prozent, die die Arbeitnehmer auch gegen sechs Tage mehr Urlaub oder eine Stunde weniger Wochenarbeitszeit eintauschen können sollen.

Das bisherige Angebot des bundeseigenen Konzerns hat ein Volumen von 4,2 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten bis 31. Dezember 2018. Darin enthalten ist ein Plus von 1,5 Prozent zum 1. Mai 2017 sowie 2,5 Prozent nach einem Wahlmodell für Geld oder mehr Freizeit ab 1. Januar 2018. Die EVG will nach Worten von Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba eine kürzere Laufzeit.

Problematisch ist auch die künftige Entgeltregelung für das Service- und Sicherheitspersonal der Bahn. Die Bahn will die Entgeltgruppen dieser Berufe verändern und so "mehr Lohngerechtigkeit herbeiführen". Die EVG besteht auf einer tariflichen Gleichbehandlung aller Mitarbeiter. Es dürfe "keine Spaltung" der Eisenbahnerfamilie geben, sagte Rusch-Ziemba.

Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal machte unmittelbar vor Verhandlungsbeginn deutlich, dass die EVG in dieser Runde einen Tarifabschluss haben will, sonst seien Warnstreiks unvermeidlich. "Wir sind gut vorbereitet und können kurzfristig mobilisieren", fügte er hinzu. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sagte zum Auftakt: "Wir haben die ernste Absicht, zu einem guten Abschluss zu kommen. Ob das heute ist, weiß ich nicht, aber vor Weihnachten sollten wir fertig werden."

Parallel zur EVG verhandelt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit der Bahn über neue Tarife für die rund 35 000 Beschäftigten des Zugpersonals. Bahn und GDL treffen sich am 16. Dezember das nächste Mal.

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