Mehr Kontrollen EU verschärft Auflagen für Produkte der Bio-Bauern

Brüssel · Die EU hat sich mit einer neuen Verordnung dazu entschlossen, das Bio-Label nach strengeren Kriterien zu vergeben. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

 Auch Importe aus Nicht-EU-Staaten müssen den Richtlinien für Bioprodukte entsprechen.

Auch Importe aus Nicht-EU-Staaten müssen den Richtlinien für Bioprodukte entsprechen.

Foto: dpa

Der Markt für Bio-Lebensmittel wächst. 30,7 Milliarden Euro geben Europas Verbraucher derzeit pro Jahr für Produkte aus ökologischem Anbau und artgerechter Tierhaltung aus. Die Nachfrage war zeitweise so gestiegen, dass die Anbieter Waren importieren mussten. Für die EU war diese Entwicklung ein Anlass, das Bio-Label strenger zu fassen. Am Donnerstag billigte das Europäische Parlament die neue Verordnung, die am 1. Januar 2021 in Kraft treten soll. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was wird sich ändern?

Schon bisher galt nur ein nachhaltiges landwirtschaftliches System als ökologisch. So dürfen die Erzeuger keine Dünge- oder Spritzmittel verwenden, gentechnisch veränderte Pflanzen sind verboten. Und die Tierhaltung hat artgerecht zu sein. Außerdem müssen häufig verbreitete Medikamente aus den Ställen der Bio-Höfe verbannt werden. Neu ist nun, dass die Kontrollen über die gesamte Liefer- und Erzeugerkette verschärft werden.

Was heißt das?

Bio-Bauern werden nach Inkrafttreten der neuen Verordnung mindestens einmal pro Jahr kontrolliert. Wenn diese Überwachung drei Jahre lang ohne Beanstandungen geblieben sind, können die Besuche der Prüfer auf einen Drei-Jahres-Rhythmus ausgedehnt werden.

Es werden nur die Landwirte und Viehzüchter überwacht?

Nein, es geht um Kontrollen der gesamten Lieferkette – also vom Erzeuger über die weiterverarbeitenden Betriebe bis hin zum Handel.

Bei weiterverarbeiteten Lebensmittel werden mehrere Erzeugnisse verarbeitet. Wann gelten solche Waren als ökologisch?

Das Bio-Logo der EU soll garantieren, dass die Grundsätze für den nachhaltigen Anbau oder die artgerechte Tierhaltung eingehalten werden. Vorverpackte Lebensmittel, die diesen Grundsätzen entsprechen, müssen mit diesem Label gekennzeichnet werden. Bei weiterverarbeiteten Lebensmitteln gilt, dass mindestens 95 Prozent der Zutaten aus dem ökologischen Landbau stammen müssen.

Bio-Lebensmittel werden auch von vielen Supermärkten angeboten. Kann ich mich darauf verlassen, dass auch diese Produkte wirklich bio sind?

Die EU hat jedem Versuch, eine Art Zwei-Klassengesellschaft bei biologisch hergestellten Produkten einzuführen, abgelehnt. Somit müssen auch die großen Einzelhandelsketten und andere Händler (zum Beispiel auf Märkten) alle Kriterien beachten, wenn sie biologische Erzeugnisse verkaufen wollen.

Trifft dies auch für Agrarprodukte zu, die aus Nicht-EU-Ländern importiert werden?

Ja, auch das ist neu. Ob die Bananen aus Israel, der Salat aus Marokko oder die Erdbeeren aus Südafrika stammen – wenn diese Nahrungsmittel auf dem europäischen Markt als Bio-Produkte verkauft werden sollen, müssen die Richtlinien strikt eingehalten werden.

Ist sichergestellt, dass es nicht doch zu Verunreinigungen kommt – beispielsweise durch Pestizide, die auf einem konventionell bebauten Acker benutzt und durch den Wind übertragen werden?

Schon bisher gelten in der Gemeinschaft Abstandsregeln, die zwischen einem ökologisch bebauten Feld und einer konventionell bewirtschafteten Fläche eingehalten werden müssen. Damit will Brüssel eine „zufällige“ Kontamination verhindern. Vor allem Bauern, die biologischen und herkömmlichen Anbau betreiben, sollten auf die Einhaltung dieser Abstandsgebote achten. Dem Landwirt kommt eine höhere Verantwortung zu. Denn wenn sich herausstellt, dass er fahrlässig oder sogar in betrügerischer Absicht verunreinigte Bio-Ware anbietet, drohen horrende Strafen.

Bei der Tierzucht stellt sich auch die Frage, ob das verwendete Futter den Anforderungen entspricht.

Züchter hatten in der Vergangenheit tatsächlich oft Schwierigkeiten, an biologisch hergestelltes Futter zu kommen. Deshalb erlaubte die EU, unter bestimmten Bedingungen auch konventionelle Produkte unterzumischen. Nun will man den Bauern mit einer Datenbank helfen, die Auskunft gibt, wo Bio-Futter für Huhn und Rind verfügbar sind.

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