Phosphat im Fleisch EU bewahrt den Döner vor dem Aus

Straßburg · Der Phosphatgehalt in Döner-Fleisch hatte Ende November im Umweltausschuss der EU-Volksvertretung für Unruhe gesorgt. Eine entsprechende Gesetzeslücke soll behoben werden.

 Döner enthält Phosphat.

Döner enthält Phosphat.

Foto: AP

500 Tonnen Döner-Fleisch werden an jedem Tag in der EU gegessen. Doch der Phosphatgehalt hatte Ende November im Umweltausschuss der EU-Volksvertretung für Unruhe gesorgt. Denn verzehrt der Mensch zu viel, kann das gesundheitliche Auswirkungen haben: Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko steigen, zudem wird Osteoporose wahrscheinlicher. Am Mittwoch stellte das Plenum des Europäischen Parlamentes allerdings klar: Der Döner bleibt erhalten. Um was ging es wirklich?

Warum gab es überhaupt Streit um den Döner Kebab?

Die Fleischspieße werden bei der Produktion mit Phosphat angereichert. Dies ist notwendig, damit das Fleisch nicht zusammensackt. Außerdem bindet die Chemikalie Wasser, das bei dem rund achtstündigen Grillvorgang verdunstet. So wird ein gleichmäßiges Durchgaren erreicht. Phosphat ist für Fleisch zugelassen. Hersteller nutzen es aber auch bei Brät oder Kasseler. Durch eine Gesetzeslücke galt die Erlaubnis aber bisher nicht für tiefgefrorene Ware. Diese Ausnahme sollte nun behoben werden.

Was wollten die Befürworter denn erreichen?

Sozialdemokraten und Grüne im EU-Parlament, die im Umweltausschuss gegen eine sofortige Zulassung votiert hatten, wollten den Döner nicht abschaffen. Ihr Ziel bestand darin, neueste Gutachten über die Wirkungsweise von Phosphaten in Lebensmitteln abzuwarten. Die EU-Agentur für Lebensmittelsicherheit (Efsa) will diese bis Ende 2018 zusammenstellen. Dann hätte man nach dem Willen der Abgeordneten dieser beiden Fraktionen neu und wissenschaftlich abgesichert entscheiden können.

Ist Phosphat in Nahrungsmitteln denn schädlich?

Derzeit gilt eine erlaubte Tagesdosis von 70 Milligramm Phosphat pro Kilo Körpergewicht. Ein Döner-Kebab bringt es auf gerade mal 134 Milligramm. Ein Glas Cola liegt mit 210 Milligramm deutlich darüber. In der Debatte des Parlamentes gaben Ärzte, die dem Plenum als Abgeordnete angehören, an, dass ein gesunder Mensch rund 30 Döner am Tag essen müsste, um die tolerierbare Tagesdosis zu überschreiten. Und selbst Patienten mit Nierenerkrankungen könnten noch sieben Portionen Fleisch vom Spieß verzehren, ohne ein Risiko einzugehen.

War der Streit also völlig überflüssig?

Das kann man so nicht sagen. Denn Phosphat ist in vielen Lebensmitteln enthalten, was aber nicht leicht erkennbar scheint. Hinter den Kennzeichnungen E338 bis E341, E343 sowie E450 bis E452 verbirgt sich letztlich auch nichts anderes als der nun ins Gerede gekommene Zusatz. Viele andere Lebensmittel werden ebenfalls mit diesem Stoff behandelt – vom Schinken über Fischkonserven und Backwaren.

Ist das Thema damit jetzt vom Tisch?

Vorerst ja. Es wird keinen „Döner-Notstand“ geben, wie es im Parlament hieß. Allerdings führt die Efsa ihre Untersuchung unabhängig von dieser Debatte weiter. Ob 2018 Ergebnisse vorliegen, die zu einer neuen Bewertung führen, lässt sich derzeit nicht absehen.

Woher kommen die Spieße eigentlich?

Die Döner-Industrie beschäftigt rund 110 000 Menschen in verschiedenen EU-Ländern – 80 Prozent davon in Deutschland.

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