Hersteller von Medizintechnik Dräger leidet unter Verfall der Rohstoffpreise

Lübeck · Wegen der niedrigen Ölpreise investieren vor allem Rohstoffexporteure weniger - das bekommt auch Dräger zu spüren. Hoffnung machen dem Industrieverband aber die größere Nachfrage in China und im Iran.

 Nachgebauter Operationsaal im Dräger-Hauptsitz im Lübeck: Das Unternehmen ist ein führender Hersteller von Medizintechnik.

Nachgebauter Operationsaal im Dräger-Hauptsitz im Lübeck: Das Unternehmen ist ein führender Hersteller von Medizintechnik.

Foto: Axel Heimken

Der Medizintechnik- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk bekommt den Verfall der Rohstoffpreise deutlich zu spüren. "Krisen in den vergangenen 30 Jahren haben uns wenig ausgemacht", sagte Unternehmenschef Stefan Dräger der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Seit vergangenem Jahr werfe aber insbesondere der drastische Preisrückgang beim Öl das Unternehmen zurück. Vor allem Schwellenländer hätten durch den niedrigen Ölpreis nur noch wenig Geld für Investitionen übrig.

Während das Medizintechnikgeschäft stark von den Staatshaushalten abhängt, ist die Sparte Sicherheitstechnik etwa mit ihren Atemschutzmasken für den Bergbau von der Entwicklung der Rohstoffe direkt betroffen.

Keiner habe sich vorstellen können, dass die Zahlungsmoral Saudi-Arabiens so schlecht werde wie es seit vergangenem Herbst der Fall sei, sagte Dräger. "Leider haben nicht nur wir, sondern auch unsere Konkurrenten die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass auch die geringere Anzahl von Medizintechnikgeräten teilweise nicht pünktlich bezahlt wird."

Wegen der Probleme habe das im TecDax notierte Unternehmen im Frühjahr an einer großen Ausschreibung nicht teilgenommen. "Das hat natürlich Auswirkungen auf das Geschäftsvolumen und die Organisation vor Ort, wo wir aktuell 50 Mitarbeiter entlassen müssen." Infolge des Ölpreisverfalls sei die Nachfrage nach medizinischen Geräten in dem Land deutlich zurückgegangen.

Hoffnung auf bessere Geschäfte macht sich Dräger in China. "Wir sind deutlich zuversichtlicher für das Chinageschäft als noch vor einem Jahr", sagte er. Das Wachstum habe sich zwar etwas abgeschwächt, werde aber einen deutlich einstelligen Prozentbereich erreichen.

Chancen rechnet sich der Unternehmenschef dort bei der Medizintechnik aus. Dabei verwies er auf die Entwicklungen durch die Zwei-Kinder-Politik. Seit Anfang des Jahres dürfen Ehepaare zwei Kinder bekommen. Damit gab die chinesische Regierung die strikte Ein-Kind-Politik auf, die Ende der 1970er Jahre eingeführt und bei Nichteinhaltung mit Strafen belegt worden war. Drägerwerk stellt unter anderem Brutkästen und Beatmungsgeräte für Frühgeburten her. Das chinesische Gesundheitswesen wachse deutlich, sagte Dräger.

Auch im Iran rechnet Dräger mit besseren Geschäften. "Ich sehe dort gute Chancen für eine positive Entwicklung in den nächsten Jahren", sagte er. Dort gebe es eine Aufbruchstimmung wie in der DDR 1990. "Wir rechnen in diesem Jahr mit Aufträgen in Größenordnungen, die wir früher nicht gekannt haben." Drägerwerk hat seit mehr als 50 Jahren Geschäftsbeziehungen zum Iran, konnte aber aufgrund des Embargos viele Jahre fast nur Medizintechnikgeräte dorthin verkaufen.

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