Land des Bargelds Diese Bezahlverfahren nutzen die Deutschen am meisten

Frankfurt · Immer noch bezahlen die Deutschen am liebsten mit Bargeld. Doch ein schleichender Wandel ist trotzdem zu spüren. Auch andere Bezahlwege werden immer häufiger genutzt.

Nach wie vor zücken die Deutschen beim Bezahlen Scheine und zählen Münzen. Rund drei Viertel aller Bezahlvorgänge laufen bar. Dabei sind es vor allem kleinere Beträge, die Konsumenten mit Bargeld bezahlen, unter 50 Euro in der Regel. „Die Deutschen lieben immer noch das Bargeld“, sagt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Bei höheren Beträgen kommen überwiegend Bargeld-Alternativen zum Einsatz. Es dominieren dann Girokarten mit Pin-Eingabe oder Unterschrift. Der Umsatz von Bargeldzahlungen liegt bei 47,6 Prozent. Dahinter folgen Zahlungen mit Bankkarten – deren Anteil liegt bei knapp 34 Prozent. „Kartenzahlungen und andere Bezahlwege nehmen stetig zu“, stellt Thiele fest.

Das zeigt auch eine andere Tatsache: Zum ersten Mal ist der Anteil des Bargeldumsatzes unter die Schwelle von 50 Prozent gefallen. Anders gesagt: Alternative Zahlungsformen, Kartenzahlungen, Überweisungen oder Internet-Bezahlsysteme wie Paypal haben dem Bargeld im Volumen den Rang abgelaufen. Dieser Trend hält bereits seit 2008 an, seitdem die Bundesbank vergleichbare Untersuchungen alle drei Jahre anstellt. Andere Zahlungsformen gewinnen also mehr und mehr an Bedeutung. „Die Veränderungen dürften sich allerdings eher allmählich und nicht eruptiv vollziehen“, meint Bundesbankchef Jens Weidmann.

Mittel und Wege, ohne Bargeld zu bezahlen, gibt es viele: Bank- oder Girokarten (EC-Karten) stellen die am häufigsten eingesetzte Alternative dar. Nach den Ergebnissen der Befragung steckt bei 98 Prozent der Deutschen mindestens eine Bankkarte im Portemonnaie. Dazu kommen Kreditkarten, bestimmte Kundenkarten mit Zahlungsfunktion oder Prepaid-Karten. Doch auch Bezahlwege im Internet gewinnen an Beliebtheit. Internetbezahlverfahren, wie beispielsweise Paypal, haben um rund ein Prozent zugelegt. Allerdings liegen sie mit 3,7 Prozent immer noch auf niedrigem Niveau.

Wenige Bezahlverfahren per App

Neuere Bezahlformen haben es hierzulande offenbar noch schwer, sich durchzusetzen. Mobile Verfahren – etwa per Handy – kennen viele Verbraucher entweder nicht, oder sie haben zwar davon gehört, nutzen sie aber nicht. Nur rund fünf Prozent der Befragten geben an, Bezahlverfahren via App und Handy zu kennen und auch zu nutzen.

Trotz neuer Bezahlmethoden ist Bargeld also aus dem Alltag der Deutschen und der meisten anderen Europäer also nicht wegzudenken. Kontrolle über die Ausgaben, Vertrautheit und Einfachheit des Bargeldes sind der Grund, weshalb die Mehrheit der Deutschen Bargeld auf keinen Fall abschaffen will. Dagegen kann sich aber eine Mehrheit der Deutschen vorstellen, 1- und 2-Cent-Beträge zu runden, in der Konsequenz also auf die „kleinen“ Kupfermünzen zu verzichten. Übrigens befindet sich das meiste Geld, das die Bundesbank jährlich herausgibt, nicht in den Taschen und Geldbörsen der Bundesbürger. Sie bezahlen nur mit knapp zehn Prozent des Bargeldes. 20 Prozent horten sie – und Banken. 12,5 Milliarden Euro liegen nach Schätzungen der Bundesbank in Tresoren der Banken. Damit entgehen sie den Strafzinsen, die die EZB erhebt, wenn sie das Geld bei ihr parken würden. Weitere 20 Prozent des gedruckten Bundesbankgeldes liegen bei anderen Bürgern und Institutionen im Euroraum.

Die Risiken, die für die Finanzstabilität von digitalen Währungen wie Bitcoins ausgehen, hält die Bundesbank noch für begrenzt. Eine Alternative für das bestehende Geldsystem unter der Ägide von Zentralbanken seien sie in keinem Fall. „Bitcoins sind aus ökonomischer und ökologischer Sicht ineffizient“, stellte Bundesbank-Präsident Weidmann fest. Ein Verbot sei aber nicht nötig.

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