Kommentar zur Börse Die Nervosität steigt

Wer Wirtschaft für einen von Zahlen beherrschten, nüchternen Mechanismus hielt, wurde spätestens gestern eines Besseren belehrt.

Dass spitzfindige Interpretationen der Aussagen von US-Notenbankchefin Janet Yellen die Aktienkurse weltweit dermaßen abstürzen ließen, ist zwar ein Beweis für die steigende Nervosität der Anleger. Der Mini-Crash bedeutet jedoch nicht – wie oft befürchtet –, dass ein Kollaps der Weltwirtschaft zwingend bevorsteht.

Im Gegenteil: Gerade den deutschen Unternehmen geht es bestens, wenn man vom angeschlagenen Schlachtschiff Deutsche Bank einmal absieht. Der Kursrutsch des Börsenbarometers Dax, das die Kursentwicklung der größten heimischen Aktiengesellschaften abbildet, spiegelt also auch keinen plötzlichen Konjunkturumschwung hierzulande wider.

Sicher: Risiken wie die Schwäche Chinas treffen auch unsere Exportwirtschaft. Aber sie sind für die meisten Unternehmen verkraftbar. Auch die unsichere politische Weltlage konnte die solide Konjunktur in Deutschland bisher noch nicht nachhaltig beeindrucken. Das ist für sich schon eine gute Nachricht.

Für Kleinanleger kann die Lehre aus dem Absturz nur heißen: Wer an der Börse Geld verdienen will, braucht einen langen Atem. Für kurzfristige Anlagen eignen sich Aktien nur, wenn auch deutliche Verluste im Budget verkraftbar sind. Denn auch die nüchternen Bilanzanalysen können vom irrationalen Herdenverhalten internationaler Großanleger täglich über den Haufen geworfen werden.

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