Ernährungsreport 2018 vorgestellt Deutsche haben hohe Ansprüche beim Essen

Berlin · Die Deutschen haben hohe Ansprüche an ihr Essen. Zugleich wollen die Verbraucher mehr Tierwohl und sich umfangreich informieren. 30 Prozent der Menschen in Deutschland isst täglich Fleisch.

 Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl der Mahlzeiten ist laut Umfrage der Geschmack, gefolgt vom Preis und der Herkunft der Lebensmittel.

Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl der Mahlzeiten ist laut Umfrage der Geschmack, gefolgt vom Preis und der Herkunft der Lebensmittel.

Foto: dpa

Die Ansprüche der Konsumenten an verlässliche Informationen über Lebensmittel und eine schonende Erzeugung der Nahrungsmittel durch die Landwirtschaft sind anhaltend hoch. Vier von fünf Verbrauchern wollen über Inhalts- und Zusatzstoffe Bescheid wissen. Ebenso viele verlangen Warnhinweise auf den Verpackungen. Das geht aus dem Ernährungsreport 2018 hervor, den Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) an diesem Mittwoch vorstellte. Auch auf die Ausweisung des Mindesthaltbarkeitsdatums oder allergene Stoffe legt eine große Mehrheit der Haushalte wert.

Von einer Ampelkennzeichnung besonders fetter, salziger oder süßer Produkte will Schmidt dennoch nichts wissen. „Je einfacher eine Information ist, desto weniger vertieft“, verteidigt der Politiker seine diesbezügliche Skepsis. Aus einer einfachen Ampelkennzeichnung lasse sich beispielsweise nicht auf den Inhalt einer Pizza schließen. Die in dieser Woche gestartete Kampagne der Verbraucherzentralen für die Ampel wird also vorläufig keine Wende bringen.

Jeder zweite ist bereit, mehr zu zahlen

Hohe Ansprüche haben die Verbraucher auch gegenüber der Landwirtschaft. Dabei steht vor allem die Fleischerzeugung in ihrem Fokus. Zwei Drittel der vom Institut Forsa für den Report befragten Bürger legen Wert auf mehr Tierwohl. Dafür würden die Konsumenten nach eigenen Angaben auch mehr Geld ausgeben. Jeder zweite wäre bereit, einen Aufschlag von fünf Euro für ein Kilofleisch mit dem Grundpreis von zehn Euro zu bezahlen, also 15 Euro. Jeder vierte kann sich sogar den Kauf bei 20 Euro vorstellen. Allerdings zeigten andere Untersuchungen, dass es eine erhebliche Kluft zwischen der geäußerten Bereitschaft und dem tatsächlichen Verhalten an der Fleischtheke gibt. Im Supermarkt wird am Ende dann doch wieder häufiger zur Billigware gegriffen.

Das lange geplante Tierwohllabel als Gütesiegel gibt es trotz des Verbraucherwunsches immer noch nicht. Die Einführung will Schmidt der künftigen Bundesregierung überlassen. Streit darum gab es auch reichlich. So stiegen die Tierschutzverbände aus dem zunächst gemeinsamen Vorhaben wieder aus. „Es sind alle eingeladen, einen neuen Start zu unternehmen“, versichert Schmidt. Scharfe Kritik muss er sich von der Organisation Foodwatch gefallen lassen. „Es ist bekannt, dass sich die Menschen eine bessere Kennzeichnung oder eine gute Tierhaltung in der Landwirtschaft wünschen“, sagt Foodwatch-Chef Martin Rücker, „doch genau hier wird Minister Schmidt gar nicht aktiv oder bringt lediglich Scheininitiativen auf den Weg.“ Die Organisation BUND erklärte dazu, das geplante Label reiche nicht aus. Die Standards seien dabei kaum höher als die gesetzlichen Vorgaben und verdienten den Namen Tierwohl nicht.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Mit den Resultaten des Reports ist Schmidt zufrieden. „Deutschland ist ein Volk von Köchen“, sagt er. Drei von vier Befragten kochen nach eigenen Angaben gerne. 43 Prozent bereiten sogar täglich ihre Speisen selbst zu, weitere 38 Prozent wenigstens zwei bis drei Mal wöchentlich. Die Zahl der Kochmuffel unter den Männern ist rückläufig. Nur jeder siebente verweigert die Arbeit am eigenen Herd noch ganz.

An den Unterschieden zwischen Frauen und Männern hat sich im Vergleich zu den letzten beiden Untersuchungen nichts verändert. Frauen kochen häufiger selbst, essen gesünder und achten mehr auf die Ernährung. Der Geschmack bleibt das wichtigste Kriterium bei der Auswahl der Mahlzeiten. 97 Prozent der Verbraucher achten vor allem darauf. Für 57 Prozent ist der günstige Preis ein wichtiges Kriterium, für 78 Prozent die regionale Herkunft der Nahrungsmittel. Obst und Gemüse stehen für sieben von zehn Bürgern täglich auf der Speisekarte. Fleisch essen nur 30 Prozent täglich.

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