Nach Rücktritt von Investmentbank-Chef Deutsche Bank steht vor einem Radikalumbau

Frankfurt · Die Deutsche Bank steht vor einem radikalen Konzernumbau. Nun wurde in Frankfurt mitgeteilt, dass der Vize-Chef und Leiter des Investmentbankings, Garth Ritchie, die Bank verlassen wird.

Seit Tagen kursieren Gerüchte, nun ist es quasi offiziell: Die Deutsche Bank steht vor einem radikalen Konzernumbau. Am Freitag hat das Geldhaus in Frankfurt mitgeteilt, dass der Vize-Chef und Leiter des Investmentbankings, Garth Ritchie, die Bank verlassen wird. Am Wochenende tagt der Aufsichtsrat der Bank.

Einvernehmlich habe man sich von Ritchie getrennt, hieß es in der Mitteilung der Bank. Demnach wird er zum 31. Juli aus dem Vorstand in Frankfurt ausscheiden, das Institut aber noch bis Ende November in regulatorischen Fragen im Zusammenhang mit dem Brexit beraten.

„Ich habe die Führung der Investmentbank in einer sehr schwierigen Zeit übernommen“, schreibt Ritchie in der Mitteilung selbst. Man habe Fortschritte gemacht, den Bereich zu stabilisieren. „Die Bank ist nun bereit für eine weitere Transformation – es ist der richtige Zeitpunkt für eine neue Führung, die den Geschäftsbereich weiterentwickelt“.

Der Abgang kommt wenig überraschend. Denn in den vergangenen Wochen hatten sich bereits die Hinweise verdichtet, dass Ritchie aus dem Vorstand ausscheiden würde. „Ich denke, der ein oder andere Vorstand ist ja in der Öffentlichkeit sehr kritisch gesehen worden“, sagte Bankenanalyst Philipp Häßler von der Wertpapierhandelsbank Pareto Securities. „Wenn man die Investmentbank verkleinert, eignet sich vielleicht ein anderer besser das durchzuführen und zu leiten.“ Bis auf Weiteres übernimmt Vorstandschef Christian Sewing den Bereich Unternehmens- und Investmentbanking.

Kritik an Ritchies Bezahlung

Für viel Kritik auf Aktionärsseite hatte die Bezahlung Ritchies gesorgt. 8,6 Millionen Euro kassierte der Manager inklusive Boni für das Geschäftsjahr 2018 -- mehr als Konzernchef Sewing (sieben Millionen Euro). Und fast genauso viel wie die sieben Vorstände der Commerzbank zusammen, mit der die Deutsche Bank Fusionsgespräche geführt hatte. Allein drei Millionen gestand der Aufsichtsrat Ritchie wegen dessen federführender Rolle bei den Brexit-Vorbereitungen des größten deutschen Geldhauses zu. Keine Zweifel ließ der Deutsche-Bank-Chef bereits vor Wochen daran, dass es vor allem im Bereich des Investmentbankings zu massiven Einsparungen kommen dürfte. Denn statt Milliardengewinnen in der Vergangenheit hat das Investmentbanking dem Institut Milliardenstrafen eingebracht – und in den letzten Quartalen Verluste beschert.

„In manchen Bereichen im Investmentbanking wie beispielsweise in den USA ist die Bank einfach nicht profitabel. Insofern macht es auch keinen Sinn, das weiter fortzuführen“, meint Philipp Häßler. Verbunden jedenfalls mit dem Umbau des Geldhauses soll auch ein Stellenabbau in großem Stil sein: 15.000 bis 20.000 Jobs könnten nach den bislang kursierenden Informationen auf dem Spiel stehen – das wäre etwa jede fünfte Stelle bei der Deutschen Bank. Auf der Hauptversammlung im Mai hatte Christian Sewing bereits „harte Einschnitte“ und Kostensenkungen angekündigt.Möglicherweise wird es weitere Details bereits am Sonntag geben, denn da trifft sich informierten Kreisen zufolge der Aufsichtsrat der Bank zu einer Sondersitzung. Aktionärsschützer wie Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz warten schon seit längerem darauf, dass die Bank eine klare Linie erkennen lässt: „Man muss eine überzeugende Strategie vorweisen können, wo die Bank in Zukunft ihr Geld verdienen wird“, sagt er. „Gesundschrumpfen alleine ist nicht ausreichend.“

Nur noch ein Schatten ihrer selbst

In der Tat ist die Bank an der Börse nur noch ein Schatten ihrer selbst. Von 90 Euro vor der großen Finanzkrise ist der Kurs der Deutsche-Bank-Aktien auf mittlerweile rund sieben Euro geschrumpft. Am Freitag allerdings machten die Papiere nach der Mitteilung einen Sprung und zogen zeitweise um rund fünf Prozent an.

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