Kommentar zur Lage der Deutschen Bank Deutsche Bank ohne Idee

Meinung | Bonn · Die Deutsche Bank überrascht mit Gewinn. Doch ihre Zukunft liegt in diesen Tagen in den Händen des US-Justizministeriums. Dort wird über die Strafe verhandelt, die der Bank noch deutlich größere Schwierigkeiten machen könnte.

 Wo ist die Erfolgsstory der Deutschen Bank?

Wo ist die Erfolgsstory der Deutschen Bank?

Foto: dpa

Die Deutsche Bank überrascht mit Gewinn. Dieser Satz, der jetzt nach der Veröffentlichung der Quartalsbilanz zur Hauptschlagzeile wurde, sagt viel aus über die Verfassung von Deutschlands größtem und immer noch wichtigstem Geldinstitut. Es ist noch nicht lange her, da rätselten Analysten bei derartigen Anlässen darüber, wie viele Milliarden Euro Gewinn es diesmal werden – und lagen dann auch noch richtig. Heute sagen die selben Analysten tiefrote Zahlen voraus – und alle sind geneigt, das als realistisch einzustufen. Das ehemals stolze Bankhaus ist für die sogenannten Finanzprofis zum Spekulationsobjekt geworden: Wer macht die düsterste Prognose?

Jetzt also 278 Millionen Euro Gewinn. Keine Sensation. Und weit entfernt von einem Triumph für Bankchef John Cryan. Aber die Nachricht verschafft dem Manager vorübergehend Luft, um den notwendigen und längst nicht beendeten Umbau der Deutschen Bank voranzutreiben.

Mehr aber auch nicht. Die Bilanz gibt noch keinen klaren Hinweis darauf, mit welchem Geschäftsmodell genau die Bank wieder zum alten Erfolg finden könnte. Denn die aktuellen Erträge liefert zu einem großen Teil der wieder etwas besser laufende Bereich des Investmentbankings. Genau diese Sparte aber soll in den nächsten Jahren deutlich schrumpfen – ist sie doch verantwortlich für den beispiellosen Niedergang und für noch offene milliardenschwere Rechtsrisiken. Sie schweben wie ein Damoklesschwert über den Frankfurter Doppeltürmen: Die Zukunft der Deutschen Bank liegt in diesen Tagen in den Händen des US-Justizministeriums. Dort wird über die Strafe verhandelt, die der Bank noch deutlich größere Schwierigkeiten machen könnte. Aufgerufen ist eine Strafzahlung von 14 Milliarden Dollar für schmutzige Geschäfte auf dem amerikanischen Hypothekenmarkt. Ende offen. Dazu kommen zahlreiche weitere Rechtsstreits überall auf der Welt. Das schwierige Zinsumfeld macht es auch dem Branchenprimus schwer, klassische Bankgeschäfte gewinnbringend zu betreiben.

Wo also ist die Erfolgsstory? Auf der verzweifelten Suche nach einer zündenden Strategie kommt die Postbank immer wieder ins Spiel. Die Konzerntochter steht nach wie vor zum Verkauf, daran ließ Cryan keinen Zweifel. Aber die Bonner versorgen von jeher den Typus von Kundschaft, von dem sich die Deutsche Bank vor einigen Jahren hochnäsig abgewandt hat und den man jetzt vielleicht wieder brauchen könnte. Der ein oder andere mag es deshalb für eine charmante Idee halten, diesen Kundenstamm einfach umzufirmieren und die Postbank verschwinden zu lassen.

Doch die Verschmelzung hätte einen hohen Preis. Tausende Arbeitsplätze würden gestrichen, viele Kunden dürften den Weg nicht mitgehen und – nicht zuletzt – der Standort Bonn stünde zur Disposition.

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