Turbulenzen am Aktienmarkt Deutsche Bank macht Investoren nervös

FRANKFURT/M · Die Aktie des Kreditinstituts rutschte zu Beginn der Woche auf den niedrigstem Stand seit 1990. Finanzminister Schäuble versuchte die Investoren gestern zu beruhigen.

 Seit Beginn des Jahres verlor die Deutsche Bank an der Börse fast 40 Prozent an Wert. ⋌FOTO: DPA

Seit Beginn des Jahres verlor die Deutsche Bank an der Börse fast 40 Prozent an Wert. ⋌FOTO: DPA

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Der Lack an der Deutschen Bank blättert weiter ab. Nach dem kräftigen Kursrutsch vorgestern fiel der Kurs gestern weiter überdurchschnittlich. Insgesamt hat die Bank seit Jahresbeginn rund 40 Prozent an Wert an der Börse verloren. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wurde gestern von der Finanzagentur Bloomberg mit der Bemerkung zitiert, es gebe „keine Sorgen um die Deutsche Bank.“

Warum muss ein Finanzminister so was sagen? Auch die Bank selbst fühlte sich bemüßigt, ihre solide Kapitalausstattung zu betonen. Vorgestern, als ihre Aktie in der Spitze bis zu zwölf Prozent einkrachte – und den tiefsten Stand seit 1990 erreichte – kam die Bank abends mit einer Mitteilung heraus. In der stand grob übersetzt: „Wir können unsere Schulden bezahlen.“ Schon ungewöhnlich, dass eine Bank sich so äußert, meint Philipp Häßler, Spezialist für Finanzwerte bei der Equinet Bank: „Die Investoren müssen schon extrem nervös sein.“

Es geht um Investoren, die spezielle Papiere der Deutschen Bank gekauft haben. Es sind Anleihen, die aber im Krisenfall zum Eigenkapital gezählt werden dürfen, also haften müssen wie Aktien. Die eigenkapitalähnlichen Anleihen der Deutsche Bank verlieren sogar vollständig ihren Wert, wenn bestimmte Eigenkapitalquoten unterschritten werden. Diese Sorte Wertpapier heißen CoCo-Bonds, ein Kürzel für die angelsächsische Bezeichnung Contingent Convertible Bonds. Die Deutsche Bank nannte sie „AT1-Wertpapiere“, was für Additional Tier 1-Wertpapier steht. Das Tier 1-Kapital ist das harte Kernkapital einer Bank, in erster Linie die Aktien. Die sind im Falle einer Pleite sofort wertlos, erst dann werden andere Gläubiger haftend herangezogen, die Halter dieser CoCo-Bonds ganzvorne, die Sparer mit ihren 100 000 Euro übersteigenden Einlagen als letzte.

Die Deutsche Bank teilte am Montagabend mit, um diese Papiere zu bedienen, stünden in diesem Jahr eine Milliarde Euro bereit. „Dies reicht aus, um die AT1-Zinskupons von rund 0,35 Mrd Euro am 30. April 2016 zu bedienen“, hieß es in der Meldung. Nächstes Jahr rechne die Bank mit höheren Zinszahlungen für diese Anleihen. Aber auch dafür sei Geld genug da, unter anderem aus dem dann vollzogenen Verkauf einer Beteiligung an der chinesischen Hua Xia Bank.

Der Markt brauchte wohl solch ein Signal. Denn die in Frage stehenden Anleihen der Deutschen Bank notierten gestern bei etwa 75 Prozent ihres Nominalwertes: Investoren rechnen also damit, ein Viertel verlieren zu können. Binnen einer Woche sind die Prämien, um eine Forderung an die Deutsche Bank über 100 000 Euro zu versichern, von 1360 auf 2200 Euro hochgeschnellt.

Der Finanzvorstand der Bank, Marcus Schenck, hatte vor zwei Wochen bei der Bilanzvorlage auch versichert, die Bank habe genügend Reserven für diese Anleihen, aber auch gesagt, die Bank müsse bei allem Tun „sicherstellen, dass wir nicht unter gewisse Schwellen fallen, die wir erfüllen müssen.“ Ganz dicke scheint es die Bank also nicht zu haben.

Sie muss freilich auch aus einem weiteren Grund um ihre finanzielle Solidität kämpfen: Sie will in den nächsten Jahren weitere CoCo-Bonds ausgeben, um ihre Kapitalausstattung zu verbessern. Zu heutigen Kursen müsste sie dafür zehn, zwölf Prozent Zinsen zahlen. Und das in einem Niedrigzinsumfeld.

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