Sparprogramm Deutsche Bank ist noch nicht zufrieden

Frankfurt · Die Deutsche Bank hat ihren Gewinn deutlich gesteigert. Der Stellenabbau wirkt sich positiv auf das Ergebnis aus. Doch Zufriedenheit gibt es noch nicht.

Kostenentlastung: Elf ehemalige Vorstände verzichten auf einen Teil noch ausstehender Boni.

Kostenentlastung: Elf ehemalige Vorstände verzichten auf einen Teil noch ausstehender Boni.

Foto: dpa

Die Deutsche Bank hat sich zu mehr Gewinn gespart, aber zufrieden ist ihr Chef John Cryan noch nicht. Unter dem Strich verdiente das Geldhaus im zweiten Quartal 466 Millionen Euro – nach 18 Millionen im Vorjahr. Analysten hatten nur mit 300 Millionen Euro gerechnet. „Trotz der deutlichen Verbesserung bleibt dieser Gewinn hinter unserem langfristigen Anspruch zurück. Bei den Erträgen sind wir noch nicht überall dort, wo wir sein wollen“, sagte Cryan. Die sanken gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Das habe vor allem daran gelegen, dass sich die Kunden an den Finanzmärkten zurückhielten. Denn das ließ die Erträge im Aktienhandel um fast ein Drittel zurückgehen, deshalb sank der Provisionsüberschuss. Und auch das Zinsergebnis fiel schwächer aus. Bis zum Jahresende werde es wohl nicht mehr gelingen, den Rückstand bei den Erträgen aufzuholen, glaubt der Vorstand.

Denn auch die neu strukturierte Unternehmens- und Investmentbank musste Ertragseinbußen hinnehmen: Um Sondereffekte bereinigt sanken sie in dieser Sparte um 16 Prozent. Immerhin gab es im zweiten Quartal Entlastungen bei den Kosten für Rechtsstreitigkeiten, anders als im Vorjahr musste die Bank dafür keine Gelder aufwenden. Doch im zweiten Halbjahr könne sich das wieder ändern, sagte Finanzvorstand James von Moltke auf einer Telefonkonferenz, ohne jedoch deren Höhe abzuschätzen. Denn immer noch sind zahlreiche Verfahren offen.

Auch im Kreditgeschäft gab es Lichtblicke: Die Bank konnte Rückstellungen für faule Kredite auflösen, deshalb sank die Risikovorsorge um 70 Prozent auf knapp 80 Millionen Euro. Und ebenfalls positiv: Die Deutsche Asset Management, in der die Vermögensverwaltung gebündelt ist, sammelte netto sechs Milliarden Euro frische Gelder ein. Das dürfte dem Vorstand auch deshalb gefallen, weil er diese Sparte an die Börse bringen möchte – das aber dürfte nicht vor 2018 der Fall sein. Reintegriert wird ja die Postbank, deren Verkauf gescheitert war, weil Investoren den Preis nicht zahlen wollten, den sich die Deutsche Bank vorgestellt hatte. Ein Grund für die Verkaufsabsichten war damals gewesen, dass die Deutsche Bank nicht auf die Liquidität der Postbank zurückgreifen konnte. Ob das bei der Wiedereingliederung in den Konzern möglich sei, sei noch nicht klar, sagte der Deutsche-Bank-Chef. Die Deutsche Bank sei aber auch nicht auf deren Liquidität angewiesen. Cryan rechnet jedenfalls damit, dass die Postbank am Jahresende wieder in den Schoss der alten Mutter zurückkehren kann.

Die Kosten konnte die Bank zwar senken, bereinigt um Sondereffekte gingen sie um sechs Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zurück. Cryan zeigte sich jedoch noch unzufrieden: So habe man zwar schon Fortschritte erzielt, die komplexen IT-Systeme der Bank zu entwirren, da liege aber noch viel Arbeit an. Der Personalabbau geht weiter: die Hälfte der insgesamt 9000 Stellen, die das Geldhaus bis 2018 streichen will, habe man schon hinter sich. Gegenüber dem Vorjahr beschäftigte die Bank – gemessen in Vollzeitstellen – noch 96 500 Mitarbeiter, 4700 weniger als Ende Juni 2016. Von den 4000 Stellen, die in Deutschland entfallen sollen, sind schon 2250 gestrichen.

Eine weitere Kostenentlastung: Elf ehemalige Vorstandsmitglieder, die während der Finanzkrise noch im Amt waren, haben freiwillig auf einen Teil der noch ausstehenden Bonuszahlungen verzichtet. Das teilte der Aufsichtsrat mit. Von ausstehenden knapp 70 Millionen Euro sollen sie nun nur noch 31,4 Millionen Euro erhalten. Darunter war etwa auch der frühere Chef Josef Ackermann, der sich zunächst vehement gegen einen Verzicht ausgesprochen hatte.

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