Zurück in der Gewinnzone Deutsche Bahn lässt die roten Zahlen hinter sich

Berlin · Der neue Konzernchef will die Pünktlichkeit verbessern und mehr Güter auf die Schiene holen. Das Unternehmen kriegt allmählich die Kurve: Unterm Strich steht für das vergangene Jahr ein Plus von 700 Millionen Euro.

 Pressekonferenz im ICE Betriebswerk: Der neue Bahnchef Richard Lutz (2.v.r.) stellt zusammen mit seinen Vorstandskollegen Berthold Huber (l, Personenverkehr) und Ronald Pofalla (2.v.l., Infrastruktur) die Jahreszahlen 2016 der Deutschen Bahn AG vor. Rechts steht Pressesprecher Oliver Schumacher.

Pressekonferenz im ICE Betriebswerk: Der neue Bahnchef Richard Lutz (2.v.r.) stellt zusammen mit seinen Vorstandskollegen Berthold Huber (l, Personenverkehr) und Ronald Pofalla (2.v.l., Infrastruktur) die Jahreszahlen 2016 der Deutschen Bahn AG vor. Rechts steht Pressesprecher Oliver Schumacher.

Foto: dpa

Dem neuen Bahnchef Richard Lutz versagte bei der Vorstellung der Bilanz des Konzerns für einen Moment die Stimme. Da dankte er seinem Vorgänger Rüdiger Grube für dessen Arbeit. „Ihm lagen die Menschen immer besonders am Herzen“, sagte Lutz. Das kann man auch als Kritik an seinem Aufsichtsrat verstehen, dessen Geschacher um eine Vertragsverlängerung Grube zum Rücktritt bewogen. Hinterlassen hat er dabei, wie die jüngste Bilanz zeigt, ein Unternehmen, das allmählich die Kurve kriegt.

So hat die Bahn die Gewinnzone wieder erreicht. 700 Millionen Euro stehen unter dem Strich als Plus des Jahres 2016. Das reicht aus, um dem Bund als Eigentümer 600 Millionen Euro als Dividende zu überweisen. In diesem Jahr soll das Ergebnis noch besser ausfallen. Der Umsatz bewegte sich nur wenig nach oben. 40,5 Milliarden Euro nahm der Konzern ein. 2017 will Lutz eine Milliarde Euro mehr verbuchen.

Der Rückblick fiel auch aus Sicht der Fahrgäste im Fernverkehr recht positiv aus. Noch nie waren im Fernverkehr so viele Fahrgäste unterwegs wie im vergangenen Jahr. 139 Millionen Passagiere waren in den Zügen unterwegs. Gut jeder fünfte nutzte dabei ein Billigticket für 19 Euro. Das ist auch der Grund dafür, dass der Gewinn nicht so stark anstieg wie die Nachfrage. Im Wettbewerb mit dem Busverkehr hält das Unternehmen im Preiskampf gegen.

Die Zeit der Dumpingangebote ist anscheinend endgültig vorbei. „Der Wettbewerb ist momentan gedämpfter“, berichtet Vorstand Bertold Huber. Hintergrund ist die Konzentrationswelle bei den Bussen. Rund ein Viertel des Angebots wurde infolgedessen vom Markt genommen. Für die Reisenden ist das tendenziell von Nachteil, weil damit auch der Preisdruck nachlassen dürfte.

Lutz hob erneut die Kontinuität der Bahn-Strategie hervor. Mit Milliardeninvestitionen werde das Gleisnetz modernisiert, mit neuen Zügen das Angebot erweitert. Der Bahnchef verspricht, dass die Kunden dabei im Mittelpunkt stünden. Pünktlichere Züge stehen dabei ganz oben auf der Wunschliste. Nachdem 2016 knapp 80 Prozent der Fahrten zeitgerecht verliefen, waren es in den ersten Monaten dieses Jahres rund 84 Prozent. Mit der Freischaltung des WLan in der zweiten Wagenklasse hat die Bahn zudem einen wichtigen Kundenwunsch erfüllt.

Das neue Flaggschiff der Bahn soll das Geschäft weiter beflügeln. Der ICE 4 ist zwar mit 250 Kilometern pro Stunde nicht so schnell wie sein Vorgänger. Doch verbraucht der Hightechzug deutlich weniger Energie und bietet mehr Komfort. Eine lukrative Verbindung wird kurz vor Weihnachten auch noch eingeweiht. Dann nimmt der Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen Berlin und München den Betrieb auf. Die Reise dauert nur noch vier Stunden und ist damit eine echte Konkurrenz zur Luftfahrt.

Geblieben sind jedoch auch die Sorgenkinder des Konzerns, allen voran der Güterverkehr und die finanzielle Lage. Noch immer steckt die Sparte in den roten Zahlen, wenngleich sich der Verlust verringerte. Nun soll ein runder Tisch im Bundesverkehrsministerium Maßnahmen erarbeiten, die eine Verlagerung der Transporte von der Straße auf die Schiene begünstigen. Die Digitalisierung dieses Verkehrs wird dabei eine wichtige Rolle spielen, denn bei der Automatisierung der Transporte hinkt die Bahn noch hinterher.

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