Studie "Made in China 2025". Chinas Hightech-Pläne bedrohen Wachstum in Deutschland

Peking · Chinas Einkaufstour im Westen zielt vor allem auf Technologiefirmen. Deshalb schlagen Wissenschaftler und Diplomaten jetzt Alarm: Am Ende gehe es Peking darum, ausländische durch chinesische Technologien zu ersetzen.

 Chinesische Übernahmepläne sorgten zuletzt in Deutschland für heftige Diskussionen, wie der Fall des Roboterherstellers Kuka.

Chinesische Übernahmepläne sorgten zuletzt in Deutschland für heftige Diskussionen, wie der Fall des Roboterherstellers Kuka.

Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Chinas Hunger auf westliche Technologie droht laut einer Studie zu einem handfesten Problem für Deutschland und andere Industriestaaten zu werden.

Hightech-Staaten müssten sich auf "eine Schwächung ihres Wirtschaftswachstums" einstellen, warnte das Berliner China-Institut Merics in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse zu Pekings neuer Industriepolitik "Made in China 2025".

Pekings ambitionierter Plan sieht vor, in vielen Sektoren die Technologielücke zu westlichen Firmen zu schließen und selbst Weltmarktführer hervorzubringen. Zunächst sollen Produktionsanlagen modernisiert werden, später soll das Land dann zu einer "Industrie-Supermacht" aufsteigen.

Kritisch beurteilten die Merics-Experten, dass die Lücke zum Westen vor allem durch massive Zukäufe im Ausland geschlossen werde.

Von Januar bis September beliefen sich chinesische Investitionen in EU-Staaten demnach auf mehr als 15 Milliarden Euro, bis Ende 2016 könnten es fast 19 Milliarden Euro sein. In den USA investierten chinesische Firmen im ersten Halbjahr dieses Jahres umgerechnet mehr als 17 Milliarden Euro.

Politik und Wirtschaft sollten sich nicht von "kurzfristigen Geschäftschancen täuschen lassen", die "Made in China 2025" für ausländische Firmen biete. Am Ende gehe es der chinesischen Führung darum, "ausländische durch chinesische Technologien zu ersetzen".

Kluge Antworten auf Chinas Strategie seien nötig. Europa empfehlen die Autoren der Studie so unter anderem, Übernahmen aus China genauer zu prüfen. Ähnlich wie in den USA müssten auch in Europa die Bedeutung von Investitionen aus dem Ausland in einheimische Firmen für die nationale Sicherheit entschiedener untersucht werden.

Auch müssten die Industrieländer Chinas Interesse an ihrer Technologie nutzen, um etwa im Gegenzug IT-Sicherheitsstandards und den Schutz von sensiblen Unternehmensdaten bei ihren Geschäften in China einzufordern.

Chinesische Übernahmepläne sorgten zuletzt in Deutschland für heftige Diskussionen, wie der Fall des Roboterherstellers Kuka, des Spezialmaschinenbauers Aixtron und des Leuchtmittelproduzenten Osram.

Auch Michael Clauss, Deutschlands Botschafter in Peking, äußert sich kritisch. Deutsche Unternehmen wollten zwar bei der Modernisierung der chinesischen Wirtschaft kooperieren. "Doch wie können wir solche Kooperation anregen, wenn Unternehmen befürchten müssen, dass man sie nur als verbrauchbare Werkzeuge benutzt, die weggeworfen werden, wenn sie genügend Technologie übertragen haben", hieß es am Mittwoch in einer Erklärung des Botschafters auf der Webseite der Deutschen Botschaft.

Europäische Unternehmen begrüßen zwar in der Regel Investitionen aus China. Sie beklagen aber auch, dass es wegen zahlreicher Beschränkungen und Verbote für europäische Firmen nicht möglich ist, in ähnlichem Umfang in China zu investieren.

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