Kommentar zur Hannover Messe Chancen und Risiken

Meinung | Bonn · Vor der Konkurrenz im Ausland muss die deutsche Industrie keine Angst haben. Auch das zeigt die Hannover Messe. Doch Protektionismus und Populismus auf der Welt machen die Lage unsicher.

Überall Roboter: Die Hannover Messe zelebriert das Thema Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz.

Überall Roboter: Die Hannover Messe zelebriert das Thema Industrie 4.0 und Künstliche Intelligenz.

Foto: dpa

Der Auftakt der diesjährigen Hannover Messe geriet schon deutlich politischer als üblich. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Enrique Peña Nieto, Präsident des diesjährigen Partnerlandes Mexiko, sahen sich genötigt, Friedensappelle in die Welt zu senden. Denn die weltgrößte Leistungsschau der Industrie steht in diesem Jahr unter einem besonderen Eindruck: Eine ungute Mischung aus Populismus und Protektionismus macht sich in wichtigen Absatzmärkten breit – und verhagelt die an sich hervorragende Stimmung. Chancen und Risiken – eine tragfähige Bewertung der Lage fällt derzeit nicht immer leicht.

Gift für die Konjunktur

Denn: Vor der weltweiten Konkurrenz muss die deutsche Industrie keine Angst haben. Die Unternehmen sind in Topform, die Wachstumsaussichten werden gerade überall nach oben korrigiert, auch zum Start der Hannover Messe wieder. Die restriktive Handelspolitik der US-Regierung allerdings hat das Potenzial, für schmerzhafte Verwerfungen zu sorgen. Für die Maschinenbauer sind die USA immerhin der größte Einzelmarkt im Ausland. Sollte der Streit eskalieren, stehen lukrative Exportgeschäfte schnell in den Sternen. Unternehmer haben das zunehmend im Hinterkopf. Und Unsicherheit ist auf mittlere Sicht Gift für die Konjunktur.

Mensch und Maschine

Im Übrigen lenkt die Debatte ab von Themen, die nicht minder wichtig sind für die gesellschaftliche Akzeptanz und damit letztlich den Erfolg der sogenannten Industrie 4.0, die in Hannover jetzt gefeiert wird. Denn während Maschinen zukünftig mit Künstlicher Intelligenz funktionieren sollen, wächst bei den Menschen die Sorge vor einer digitalen Zweiklassengesellschaft. Nimmt mir in Zukunft ein lernender Roboter meinen Arbeitsplatz weg, oder wirkt der Fortschritt als Jobmotor? Wird Künstliche Intelligenz gar zur Bedrohung? Fragen, die noch nicht beantwortet sind. Die Wirtschaft täte gut daran, eine breit angelegte gesellschaftliche Debatte darüber zu führen, was möglich ist und wo Grenzen sind. Chancen und Risiken – auch hier.

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