Krisensitzung Aufsichtsrat berät über Berliner Flughafenchef

Berlin · Sind die Tage von Karsten Mühlenfeld als Geschäftsführer gezählt? Die Kontrolleure beraten hinter geschlossenen Türen. Schon gibt es Befürchtungen, der Start des BER könne sich noch weiter verzögern.

 Mühlenfeld hatte wegen andauernder Technik- und Terminprobleme beim Bau des drittgrößten deutschen Flughafens den obersten Bauleiter Jörg Marks abgelöst.

Mühlenfeld hatte wegen andauernder Technik- und Terminprobleme beim Bau des drittgrößten deutschen Flughafens den obersten Bauleiter Jörg Marks abgelöst.

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

In der Führungskrise am neuen Hauptstadtflughafen ist am Mittwochabend der Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung zusammengetreten. Dabei geht es um die Zukunft von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld.

Berlin und der Bund sind verärgert über seine Personalentscheidungen auf der Baustelle des drittgrößten deutschen Flughafens. Der Mit-Eigentümer Brandenburg warnte davor, den Geschäftsführer vor die Tür zu setzen.

Potsdams Flughafenkoordinator und Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider mahnte die Beteiligten, einen kühlen Kopf zu bewahren. "Heute entscheiden wir über die Sache", betonte Bretschneider vor Beginn des Krisentreffens. Die Berliner Aufsichtsräte Engelbert Lütke Daldrup, Justizsenator Dirk Behrendt und Kultursenator Klaus Lederer schwiegen zu der Frage, ob Mühlenfeld noch das Vertrauen des Senats genieße.

Nach mehrstündigen Vorgesprächen stießen am Abend Mühlenfeld sowie Finanzgeschäftsführerin Heike Fölster zu der Runde. Ergebnisse drangen aber zunächst nicht außen.

Die Länder Berlin und Brandenburg und der Bund sind gemeinsam Inhaber des Unternehmens, das den skandalträchtigen neuen Berliner Großflughafen baut. Nach neuen Verzögerungen auf der Baustelle hatte Mühlenfeld in der vergangenen Woche den Bauleiter ausgewechselt. Auf Technikchef Jörg Marks folgte der Ex-Bahn-Manager Christoph Bretschneider - obwohl die Flughafen-Eigner dagegen waren. Der Bund verlangte daraufhin die Sondersitzung.

Differenzen gibt es auch über die Aussage des Flughafenchefs, Berlin sei über die Nachfolger-Suche informiert gewesen. Die Senatskanzlei widersprach dem. Bretschneider wurde auf Honorarbasis angeheuert. Ab einem Gesamthonorar von 120 000 Euro im Jahr muss dies vom Aufsichtsrat abgesegnet werden.

Auch die deutschen Fluggesellschaften warnten vor einem Rauswurf Mühlenfelds. "Auch wenn zwischenzeitlich klar ist, dass eine Inbetriebnahme des BER in 2017 nicht mehr erfolgen kann, so wäre es aus unserer Sicht sehr fraglich, ob ein erneuter Wechsel in der Geschäftsführung einer baldigen Fertigstellung und Inbetriebnahme des BER zuträglich wäre", heißt es in einem Brief des Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften (BDF), Ralf Teckentrup, an den Chef des Aufsichtsrates, Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD). Der Brief lag der Deutschen Presse-Agentur vor.

Spitzenvertreter der Fraktionen im Brandenburger Landtag betonten, der personelle Konflikt dürfe nicht das Ziel überdecken, den Flughafen möglichst schnell fertigzustellen. Die CDU in Berlin warf dem Aufsichtsrat vor, die Geschäftsführung zu sehr zu gängeln. "Ein Aufsichtsrat ist kein Politbüro."

Die Eröffnung des Flughafens war seit dem Baubeginn 2006 schon fünf Mal verschoben werden, das Projekt ist inzwischen mehr als fünf Jahre im Verzug. Grund sind Technikprobleme, Fehlplanungen und Baumängel. Die Baukosten stiegen seit dem ersten Spatenstich von 2 auf 6,5 Milliarden Euro, wobei ein Teil davon auf Erweiterungen entfällt.

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