1000 Beschäftigte protestieren Belegschaft empört über mögliche Entlassungen bei Bombardier

Berlin · Sie brachten hunderte Luftballons nach Berlin - Symbol für "heiße Luft", die das Management von sich gebe: Die Beschäftigten von Bombardier kämpfen um ihre Arbeitsplätze. Der Ausgang: ungewiss.

 Bei der Zugsparte des kanadischen Flugzeug- und Bahnkonzerns sollen bis Ende 2018 weltweit 5000 Arbeitsplätze wegfallen.

Bei der Zugsparte des kanadischen Flugzeug- und Bahnkonzerns sollen bis Ende 2018 weltweit 5000 Arbeitsplätze wegfallen.

Foto:  Sophia Kembowski

Rund 1000 Bombardier-Beschäftigte aus allen deutschen Werken haben in Berlin gegen einen möglichen Stellenabbau bei dem Zugbauer protestiert.

"Zu Mittätern des geplanten Deindustrialisierungs- und Massenentlassungsprogramms der Geschäftsführung werden wir uns nicht machen lassen", rief der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Michael Wobst am Donnerstag den Demonstranten vor der Zentrale von Bombardier Transportation zu. Sinnvollen Lösungen verschließe man sich aber nicht. In der Zentrale diskutierte der Aufsichtsrat über ein Gutachten externer Berater, die die Pläne des Managements unter die Lupe genommen hatten.

"Der Bericht bestätigt den dringenden Handlungsbedarf", teilte das Unternehmen mit. Die Entwicklung und die Produktion von Bahntechnik sowie das Service-Geschäft in Deutschland sollten langfristig gesichert werden, betonte Aufsichtsratschef Wolfgang Tölsner.

Die Zugsparte des kanadischen Flugzeug- und Bahnkonzerns hat angekündigt, weltweit 5000 Arbeitsplätze zu streichen. Unklar ist, wie stark dies die deutschen Standorte mit aktuell 8500 Beschäftigten trifft: Hennigsdorf, Görlitz, Bautzen, Kassel, Mannheim, Braunschweig und Siegen. Das Management will seine konkreten Pläne im Juli offenlegen.

Bombardier hatte erst im vergangenen Jahr 1430 Arbeitsplätze in Deutschland gestrichen. Ziel ist es, die Standorte profitabel zu machen. Tölsner sagte, der Schlüssel zum Erfolg seien die Spezialisierung der Standorte und gezielte Investitionen. Der Bericht der Berater bestätige dies.

Bekannt ist bislang, dass im größten deutschen Standort in Hennigsdorf bei Berlin die Serienfertigung von Zügen enden soll. Dort sollen Züge entwickelt werden und nur Prototypen und Testfahrzeuge entstehen. Die Serienfertigung soll nach Bautzen gehen. Dazu verhandelt Bombardier mit Sachsen über Fördermittel.

Görlitz soll sich auf Aluminium-Wagenkästen spezialisieren. Das weltweite Produktionszentrum für Loks ist in Kassel geplant, entwickelt werden sie in Mannheim. In Braunschweig soll weiter Signal- und Steuerungstechnik entstehen, in Siegen Drehgestelle.

Der IG Metall-Bezirksleiter für Berlin, Brandenburg und Sachsen, das Aufsichtsratsmitglied Olivier Höbel, warf der Geschäftsführung vor, keine klaren Informationen zu liefern. "Seit einem Jahr geht dieses schändliche Spiel der Verunsicherung." Auf Transparenten warnten Beschäftigte: "Kein Fördergeld für Stellenabbau" und "Bremst uns nicht aus". Höbel erklärte nach der Sitzung, er sehe sich darin bestätigt, dass sicherere Arbeitsplätze mit mehr Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität vereinbar seien. Die Berater hätten dazu erste Erkenntnisse vorgetragen, sagte er.

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