Geld in Europa Aus für 500-Euro-Schein rückt näher

Brüssel · EU-Finanzminister bitten EZB um Prüfung. Banker wohl zur Abschaffung der Geldnote bereit.

 Eine Frau zählt 500-Euro-Geldscheine.

Eine Frau zählt 500-Euro-Geldscheine.

Foto: picture alliance / dpa

Der Wiener Finanzminister Hans Jörg Schelling bemühte sich, die Wogen zu glätten. „Den 500-Euro-Schein nimmt im Geschäft oder an der Tankstelle ohnehin niemand an“, sagte er vor dem Treffen der 28 EU-Finanzminister gestern in Brüssel. Eine Abschaffung hätte zwar eine „hohe symbolische Wirkung“, aber dieser Schritt könne eben nur einer von vielen sein, um den Kampf gegen Geldwäsche, Korruption und Finanzierung des Terrors zu verschärfen.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wurde sogar noch deutlicher: „Bis Aschermittwoch habe ich geglaubt, die Bargeld-Diskussion sei ein Ergebnis des Karnevals. Ich sage ganz deutlich: Niemand hat die Absicht, das Bargeld abzuschaffen. Und welche Noten die Europäische Zentralbank drucken will, ist ihre Entscheidung.“

Tatsächlich scheint man in Frankfurt aber bereit, das Aus für den 500-Euro-Schein zu prüfen. Dass diese Note zu „illegalen Zwecken“ missbraucht werde, sei „ein Argument, das wir nicht mehr ignorieren können“, hatte das französische EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré in einem Interview festgestellt.

Die Argumente für den Erhalt dieses Scheins seien „immer weniger überzeugend“. Die Banker ließen sich vor allem von den Erkenntnissen der Europäische Polizeizentrale Europol beeindrucken. Die hatte bereits Mitte vergangenen Jahres eine Studie vorgestellt, in der über neue Trends bei Geldwäsche, Korruption und Terrorfinanzierung berichtet wird. Europol-Experte Igor Angelini: „Große Barzahlungen dienen oft der Geldwäsche und daher empfehlen wir die Anwendung von Bargeldobergrenzen für Zahlungen in Europa.“

Neu wäre dies in der Tat nicht. Wer aus Deutschland in einen Drittstaat reist, darf schon bisher höchstens 10.000 Euro mitnehmen. „Es gibt einen europäischen Flickenteppich beim Bargeldverkehr und wir Finanzminister haben nun die Kommission beauftragt, Vorschläge für eine Angleichung zu machen“, betonte Schäuble und wiederholte: „Mit der Abschaffung von Cash-Zahlungen hat das nichts zu tun.

Kommission arbeitet Vorschläge aus

Das will niemand.“ Bis zum 1. Mai wird die Brüsseler Kommission nun Vorschläge ausarbeiten, wie die Mitgliedstaaten ihre unterschiedlichen Regelungen harmonisieren könnten. Dass dabei auch „virtuelle Zahlungssysteme reguliert und anonyme Systeme verändert werden“, sei allerdings richtig, ergänzte der Bundesfinanzminister. Dazu zählen unter anderem Pre-Paid-Karten für Online-Dienstleistungen und mobiles Telefonieren. In einer Reihe von Mitgliedstaaten sind solche Chip-Cards bis heute ohne persönliche Anmeldung oder Ausweiskontrolle erhältlich.

Das dürfte sich, so zeigten sich Experten in Brüssel gestern überzeugt, bis spätestens 2017 ändern. Eine besonders gravierende Reform des europäischen Förderwesens rückt ebenfalls näher. Es gibt im Kreis der Finanzminister offenbar weitgehende Einigung darüber, den besonders belasteten Mitgliedstaaten Erleichterungen einzuräumen, um die Kosten der Fluchtwellen schultern zu können.

So pocht Österreich darauf, Zuschüsse aus den Fördertöpfen für die regionale Entwicklung beantragen zu können. Außerdem könnten die „außergewöhnlichen Belastungen“ bei der Berechnung des strukturellen Defizits berücksichtigt werden. Mit anderen Worten: Wer hohe Ausgaben zur Integration von Asylbewerbern hat, bekäme mehr Geld und dürfte außerdem höhere Schulden machen.

Eine Entscheidung darüber könnte schon in der kommenden Woche fallen.

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