Chemiekonzern hebt Prognose an BASF-Chef Bock kritisiert Türkei

Ludwigshafen · Die Affäre um die türkische Liste mit angeblichen Terrorunterstützern hat BASF nicht kaltgelassen. Konzernchef Bock findet deutliche Worte: Investitionen bräuchten stabile Grundlagen.

 BASF-Werk in Ludwigshafen: Es läuft gut für den weltgrößten Chemiekonzern.

BASF-Werk in Ludwigshafen: Es läuft gut für den weltgrößten Chemiekonzern.

Foto: Uwe Anspach

BASF-Vorstandschef Kurt Bock hat mit scharfen Worten darauf reagiert, dass das Chemieunternehmen zusammen mit anderen von der Türkei versehentlich der Terrorunterstützung bezichtigt wurde.

"Das trägt natürlich nicht dazu bei, Vertrauen aufzubauen oder Vertrauen zu stärken", sagte er in einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen. "Jeder weiß, dass man für Investitionen stabile Grundlagen braucht, und dazu gehört natürlich auch, dass man Recht und Gesetz anerkennt."

Nach Darstellung der Bundesregierung hatte die Türkei im Mai eine Liste mit knapp 700 Unternehmen an Deutschland übermittelt, die - nach der ursprünglichen Mitteilung - wegen Geschäftsbeziehungen zu türkischen Firmen aufgefallen seien und gegen die wegen Terrorfinanzierung ermittelt werde. Dazu gehörte auch BASF.

Nach heftiger Kritik aus Deutschland hatte die Türkei die Liste wieder zurückgezogen. Es habe sich um ein "Kommunikationsproblem" gehandelt, hatte der türkische Vize-Ministerpräsident Bekir Bozdag am Montag gesagt. Es sei "definitiv nicht um irgendwelche Untersuchungen gegen deutsche Firmen" gegangen. Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim sagte deutschen Firmen trotz der Spannungen zwischen Berlin und Ankara am Donnerstag Sicherheit zu: "Ich sage es ganz klar, wir sehen Sie nicht als deutsche Firmen. Wir sehen Sie als Firmen dieses Landes."

BASF hat in der Türkei sechs Produktionsstätten und beschäftigte dort Ende 2016 gut 800 Menschen. Dank deutlicher Zuwächse bei Basischemikalien, Öl und Gas läuft es für den Chemieriesen derzeit rund: Im zweiten Quartal 2017 verbuchte er erneut einen Gewinnsprung. Von April bis Juni stieg der Jahresüberschuss um 37 Prozent auf 1,49 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs vor allem dank höherer Preise und Mengen um zwölf Prozent auf 16,3 Milliarden Euro.

Die Prognose hob der Dax-Konzern an. Für das Gesamtjahr peilt BASF nun beim bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern einen Anstieg von mindestens elf Prozent an, bislang waren bis zu zehn Prozent erwartet worden. Der Umsatz soll weiterhin mehr als sechs Prozent über dem Vorjahreswert von 57,6 Milliarden Euro liegen.

Zu den vom US-Repräsentantenhaus auf den Weg gebrachten Sanktionen gegen Russland sagte Bock: "Das wäre eine neue Qualität in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen USA und Europa, (...) Sanktionen zu beschließen zu Lasten eines Dritten - nämlich zu Lasten von Europa". Die Sanktionen richten sich gegen mehrere Wirtschaftszweige des Landes, darunter auch den sehr wichtigen Energiesektor. Das Ja des US-Senats und von US-Präsident Donald Trump zu den Maßnahmen steht noch aus. Die EU-Kommission fürchtet, dass die Maßnahmen möglicherweise Konsequenzen für europäische Unternehmen haben, die an russischen Energieprojekten beteiligt sind.

Im Öl- und Gasgeschäft stehen die USA in direkter Konkurrenz zu Russland. BASF ist über seine Kasseler Tochter Wintershall im Öl- und Gasgeschäft tätig und an der Pipeline Nord Stream 1 beteiligt, die Gas von Russland über die Ostsee nach Europa leitet. Bock deutete an, dass er in dem Vorstoß auch protektionistische Tendenzen sieht: Die Maßnahmen liefen zu Lasten von Europa und förderten zugleich die amerikanische Wirtschaft nach dem Motto: "Buy American gas" ("Kaufe amerikanisches Gas") - "das ist schon bemerkenswert", sagte Bock.

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