Verluste bei Berliner Fluggesellschaft Air Berlin steckt in tiefroten Zahlen

Frankfurt · Die Fluggesellschaft Air Berlin plagen Schulden, noch kann sie sich aber auf ihren Großaktionär Etihad verlassen. Neue Partner werden jedoch bereits dringend gesucht.

 Von Höhenflug keine Spur: Air Berlin steckt seit 2008 in den roten Zahlen, unterbrochen nur von einem kleinen Plus im Jahr 2012.

Von Höhenflug keine Spur: Air Berlin steckt seit 2008 in den roten Zahlen, unterbrochen nur von einem kleinen Plus im Jahr 2012.

Foto: dpa

Die Zahlen sind so rot, dass Air Berlin sich um seine Kundschaft sorgt. Die hatte gerade in Berlin zuletzt aufbegehrt wegen unpünktlicher Flüge und weil sie ewig am leeren Gepäckband warten musste. Ja, schlimm sei das, sagte der neue Vorstand des Unternehmens, Thomas Winkelmann. Aber vieles habe mit einem neuen Anbieter der Bodenverkehrsdienste in Berlin zu tun gehabt. Am Geld scheitere der Betrieb bei Air Berlin jedenfalls nicht: „Wir verfügen über ausreichend Liquidität. Unsere Gäste können beruhigt bei Air Berlin buchen.“

Das soll zum Beispiel heißen: Bestelltes Kerosin kann das Unternehmen bezahlen. Die Sorge, dass wegen leerer Tanks Flüge abgesagt werden müssten, besteht nicht.

Man könnte ja darauf kommen. Ein anderes Unternehmen mit Schulden von 1,2 Milliarden Euro und einem negativen Eigenkapital von mittlerweile knapp 1,8 Milliarden Euro wäre pleite. Aber Air Berlin hat Etihad, den mit gut 29 Prozent engagierten Großaktionär aus Abu Dhabi. Dessen Vorstand, James Hogan, hat gestern nochmals zugesagt: „Etihad wird weiterhin Air Berlin bei ihrem Restrukturierungsprozess unterstützen.“

Solche Zusage konnte der zweitgrößte Luftfahrtanbieter gerade gestern gut gebrauchen. Denn er hat gestern für das vorige Jahr und das erste Quartal 2017 einen Verlust von insgesamt knapp 1,1 Milliarden Euro ausgewiesen.

Winkelmann schaut sich trotzdem nach anderen Partnern um, wohl auch deshalb, weil Etihad mit seiner Beteiligung in Italien, mit Alitalia, auch mehr Zahlmeister als Profiteur ist. Analysten wie Stefan Schöppner von der Commerzbank rechnen deshalb damit, dass Etihad die Lasten loswerden, zumindest mit anderen teilen will, „vielleicht auch mit der Lufthansa.“

Die aber will sich die roten Milliarden von Air Berlin aber auch nicht ans Bein binden. Erst am Donnerstag hatte ihr Finanzvorstand Ulrik Svensson gesagt, für eine Kooperation mit Air Berlin gebe es drei Hindernisse: Kartellfragen, die hohen Schulden und die hohen Kosten. „Das wird kein leichtes Projekt.“ Vielleicht ist dennoch was möglich. Lufthansa-Kapitän Carsten Spohr fliegt jedenfalls als Teil einer Wirtschaftsdelegation mit der Bundeskanzlerin am Wochenende in den Nahen Osten, auch nach Abu Dhabi.

Viel, etwa 20 Millionen Euro jährlich, wäre Air Berlin auch geholfen, wenn der neue Hauptstadtflughafen BER endlich fertig würde und das Unternehmen weitere Langstreckenflüge von Berlin aus anbieten könnte.

Air Berlin will deshalb sein Angebot in Düsseldorf stärken. Und sollte Tegel trotz des neuen BER geöffnet bleiben, wolle er auch weiterhin Tegel bleiben, sagte Winkelmann.

Unabhängig davon will Air Berlin schlanker werden, nicht mehr Mallcorcaflieger, LTU-Aufkäufer und Langstreckenanbieter mit Premiumanspruch zugleich sein. Winkelmann sagte über dieses alte Konzept für Air Berlin, sie habe eine „Eierlegendewollmilchsau der Lüfte“ sein wollen. Das könne nicht funktionieren und habe nicht funktioniert.

Er will es besser machen. Gern mit anderen zusammen: „Wir sind offen für neue Kooperationen.“ Und: „Wir sind ungeduldig.“ Schon im zweiten Halbjahr sollen die Zahlen operativ schwarz werden. Im zweiten Halbjahr des laufenden Jahres.

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