Umstrittene Kastenstandhaltung Agraminister diskutieren über Milchkrise und Tierschutz

Hannover · Die Agrarminister von Bund und Ländern diskutieren ab Mittwoch in Hannover darüber, wie sich die Landwirtschaft für die Zukunft aufstellen sollte - und wohin Gelder gehen sollen.

 Schweine stehen auf einem Bauernhof in Niedersachsen in einem konventionellen Kastenstall.

Schweine stehen auf einem Bauernhof in Niedersachsen in einem konventionellen Kastenstall.

Foto: Friso Gentsch

Milchkrise, Geflügelpest und Tierschutz werden die zentralen Themen der Agrarministerkonferenz sein, die am Mittwoch in Hannover beginnt. Das sagte der Vorsitzende der Konferenz, Niedersachsens Lan

dwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne). "Wir müssen die Mittel der EU stärker auf bäuerliche Familienbetriebe, Umwelt-, Gewässer-, und Tierschutz konzentrieren, statt große Landbesitzer zu honorieren", skizzierte er am Montag seine Agenda.

TIERSCHUTZ: Meyer und die sechs anderen Grünen-Agrarminister fordern eine Milliarde Euro pro Jahr für eine bundesweite Nutztierstrategie. Bei der Tierhaltung sollen Tierschutzmaßnahmen, wie der Umbau von Ställen für eine artgerechtere Haltung oder die Weidehaltung, stärker gefördert werden. Wichtig ist ihm dabei insbesondere die Haltung von Sauen. Ihre Haltung in sogenannten Kastenständen soll auf ein Minimum begrenzt werden - Meyer will "die Sau wirklich mehr raus lassen". Vorbild für einen Plan zum Ausstieg aus der Kastenhaltung, der auf 10 bis 20 Jahre angelegt sein soll, ist Dänemark. Hintergrund ist ein Gerichtsurteil, wonach die Kastenstände, in denen die Sauen zur Besamung eingesperrt sind, zu klein sind.

MILCHKRISE: Ein Überangebot an Milch hatte im vergangenen Jahr die Preise fallen lassen. Trotz eines EU-Hilfsprogramms und eines leichten Preisanstiegs sieht Meyer die Milchkrise noch nicht überwunden. Die Agrarministerkonferenz soll über einen europaweiten Plan diskutieren, um die Milchmenge in Krisenfällen zu reduzieren. Dafür sollen auch die Lieferbeziehungen zwischen Milchbauern und Molkereibetrieben überprüft werden.

GEFLÜGELPEST: Die Stallpflicht aufgrund der Vogelgrippe hat vor allem bei Geflügelhaltern, die Freiland-Eier produzieren, für Einbußen gesorgt. Werden die Tiere länger als zwölf Wochen im Stall gehalten, dürfen sie ihre Eier nicht mehr als Freilandware deklarieren. Der Preisunterschied zwischen Eiern aus Freiland- und Bodenhaltung liegt bei 4 Cent pro Ei. Für den Einkommensverlust sollen die Freilandhalter entschädigt werden. Außerdem sollen die Übertragungswege der Geflügelpest stärker erforscht werden.

SUBVENTIONEN: Bisher gibt es von der EU für jeden Landwirt einen Zuschuss von etwa 280 Euro pro Hektar. Landwirte und Verbände kritisieren, dass davon vor allem Großbetriebe profitieren und so das Höfesterben begünstigt wird. Meyer fordert deshalb, die ersten Hektare stärker zu fördern. Die EU-Kommission hat im Februar eine Online-Umfrage zur Zukunft der gemeinsamen Agrarpolitik gestartet. Bis 2. Mai kann sich jeder Bürger daran beteiligen.

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