Kommentar zum Dieselprivileg Abweichende Interessen

Meinung | Bonn · Der Vorschlag hat überrascht: Ausgerechnet der VW-Chef will den Diesel schrittweise stärker belastet sehen, sehr zum Wohlwollen von Umweltschützern. Andere sind von dem Vorstoß irritiert - dazu dürften auch VW-Dieselfahrer gehören.

 Die Bundesregierung setzt auf Diesel als „Übergangstechnologie“.

Die Bundesregierung setzt auf Diesel als „Übergangstechnologie“.

Foto: picture alliance / Christophe Ga

Es gehört zu den Absonderlichkeiten der laufenden Debatte um zukünftige Antriebstechniken und zeigt mustergültig, wie planlos die Nation der großen Autobauer momentan auf diesem Gebiet dasteht: Während landauf, landab via Gerichtsbeschluss Fahrverbote für Dieselfahrzeuge drohen, weil sie gesundheitsgefährdende Stickoxide ausstoßen, werden dieselben Autos zeitgleich und unverändert mit Steuervorteilen an der Tankstelle gefördert.

Groteskes Durcheinander

Und als müsse das Durcheinander noch grotesker werden, fordert seit dem Wochenende der Chef von Deutschlands größtem Autobauer und Dieselgroßproduzenten VW den Abbau dieser Privilegien, während die geschäftsführende Politik doch lieber alles beim Alten lassen will. Verkehrte Welt?

So funktionieren Steueranreize

Mit der Einführung der verminderten Mineralölsteuer für den Diesel gelang der Antriebstechnik ein steiler Aufstieg. Diesel wurde bei den Deutschen salonfähig; deutsche Autobauer konzentrierten sich auf die Entwicklung der entsprechenden Technik. So funktionieren steuerliche Anreize. Wenn dem Diesel nun also das Sterbeglöckchen läutet, und das E-Auto die sinnvollste Alternative der Wahl ist, dann müssen die Subventionen schnell umgesteuert werden. Da hat der VW-Chef recht.

Wirkungsvoll und frech

Dass ausgerechnet Matthias Müller als erster Autoboss diesen Vorschlag macht, mag vielleicht wirkungsvoll sein – und es zeigt die sich verändernde Interessenlage in der Industrie. Ein mit dem akuten Wertverlust des eigenen Autos kämpfender Dieselfahrer muss die Eingebung aus dem Hause der VW-Dieselaffäre dennoch als geradezu frech empfinden.

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