Gesundheitsversorgung „Das ist ein guter Tag für Kranke“

Bonn · Wissenschaftler empfehlen Änderungen am Finanzausgleich zwischen den Kassen, der vom Bundesversicherungsamt organisiert wird.

 Krankenkassen haben unterschiedliche Kostenstrukturen.

Krankenkassen haben unterschiedliche Kostenstrukturen.

Foto: dpa

Der in der politischen Debatte umstrittene Finanzausgleich in der gesetzlichen Krankenversicherung funktioniert, kann aber verbessert werden. Das hat der Wissenschaftliche Beirat des Bundesversicherungsamts festgestellt. Die Wissenschaftler präsentierten am Donnerstag in Bonn die Ergebnisse eines Gutachtens, mit dem sie im Dezember 2016 von Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe beauftragt worden waren und empfahlen Systemänderungen.

Die Vorschläge führten dazu, dass die Kassen weniger Geld für Gesunde und mehr Geld für kranke Versicherte erhalten würden, sagte Vorsitzender Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen: „Das ist ein guter Tag für Kranke.“ Krankenkassen haben eine ungleiche Versichertenstruktur: Einige haben überdurchschnittlich viele gut verdienende und gesunde Versicherte, andere versichern viele kranke Menschen und Beitragszahler mit niedrigem Einkommen. Seit 1994 gibt es einen Ausgleich zwischen den Krankenkassen, den sogenannten Risikostrukturausgleich in der gesetzlichen Krankenversicherung (RSA).

Seit 2008 auch der unterschiedlich hohe Versorgungsbedarf von Versicherten mit einer kostenintensiven chronischen oder schwerwiegenden Krankheit berücksichtigt. Seitdem heißt das Instrument in Fachkreisen Morbi-RSA. Verwaltet wird der Morbi-RSA beim Bundesversicherungsamt in Bonn. Über den Gesundheitsfonds werden rund 200 Milliarden Euro jährlich an die 112 gesetzlichen Krankenkassen verteilt.

Für Versicherte, die eine von 80 ausgewählten Krankheiten haben, erhalten die Krankenkassen mehr Mittel. Künftig soll der Mechanismus nach niederländischem Vorbild für alle Erkrankungen angewendet werden, empfiehlt der Wissenschaftliche Beirat. Außerdem wollen die Wissenschaftler die Disease Management-Programme abschaffen, mit denen Patienten mit chronischer Erkrankungen wie Diabetes behandelt werden.

Die Aufsicht über die Krankenkassen soll stärker harmonisiert werden. Bisher unterstehen die Allgemeinen Ortskrankekassen den Ländern, die anderen Kassen dem Bundesversicherungsamt.

Der Wissenschaftliche Beirat beginnt gerade mit einem zweiten Gutachten: Es geht die Frage, ob regionale Kostenunterschiede berücksichtigt werden sollen. Die Gesundheitspolitiker der künftigen Regierungskoalition bekommen bei Amtsantritt viel zu lesen.

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