Kommentar zum Immobilienmarkt Überzogener Ansatz

Meinung · Seit der Finanzkrise von 2008 ist klar, dass Vorkehrungen gegen künftige Bankenkrisen notwendig sind. Dass die leichtfertige Kreditvergabe großer Bankengruppen das gesamte Finanzsystem in Gefahr bringt, darf sich nicht wiederholen.

Seitdem ist viel passiert. Die Geldhäuser müssen deutlich mehr Eigenkapital vorhalten. Mit der Bankenunion bestehen in der EU außerdem Instrumente, um Banken in Schieflage abzuwickeln. Die Politik geht bei der Regulierung bisher nach dem Motto vor: viel hilft viel.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble überzieht aber mit seinem jüngsten Plan, der Notmaßnahmen gegen künftige Spekulationsblasen auf den Immobilienmärkten vorsieht. Schon der Ansatz ist fragwürdig: Wenn die Bankenaufsicht die Gefahr einer Immobilienblase ausmacht, sollen die Hürden für die Kreditvergabe verschärft werden.

Ob das hilft? Wenn die Überhitzung erkennbar ist, kommen vorbeugende Maßnahmen zu spät. Klüger ist es deshalb, schon in normalen Zeiten auf Standards bei der Kreditgewährung zu achten, die Risiken berücksichtigt. Dies ist in Deutschland seit Langem der Fall. Um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, muss der Bankkunde nicht selten Dutzende von Nachweisen einreichen. Das führt inzwischen zu einer Komplexität im Bankgeschäft, die Kunden und Beratern kaum noch zu vermitteln ist. Daher gilt: Mit Aktionismus ist niemandem gedient.

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