Sanierung in Rüsselsheim Übernahme von Opel perfekt

Frankfurt · Die französische Mutter PSA erwartet eine schnelle Sanierung in Rüsselsheim. Die als „Opel Automobile GmbH“ firmierende neue Tochter soll innerhalb von 100 Tagen einen Plan vorlegen.

Die Übernahme des Autobauers Opel durch den französischen PSA-Konzern ist abgeschlossen. „Ein historischer Tag“, sagt der neue Opel-Chef Michael Lohscheller: „Wir erleben heute die Geburtsstunde eines neuen europäischen Champions.“ Mit der Übernahme entsteht der zweitgrößte Autokonzern in Europa nach Volkswagen mit einem Marktanteil von 17 Prozent.

Carlos Tavares, Vorstandsvorsitzender der PSA-Gruppe, erwartet von den Rüsselsheimern nun die Sanierung. Denn die als „Opel Automobile GmbH“ firmierende neue Tochter, zu der die Marken Opel und Vauxhall gehören, soll innerhalb von 100 Tagen einen entsprechenden Plan vorlegen. Klares Ziel für 2020 sei die Gewinnzone, verspricht Opel-Chef Lohscheller. Der frühere Finanzchef folgt auf Karl-Thomas Neumann, der das Unternehmen verlassen hat. Von 2020 an will die neue PSA-Tochter einen operativen Gewinn von zwei Prozent des Umsatzes erreichen, bis 2026 soll er auf sechs Prozent steigen.

Noch aber schreibt Opel rote Zahlen, allein im ersten Quartal war ein Verlust von gut 180 Millionen Euro angefallen. Im zweiten Vierteljahr dürfte der eher gewachsen sein, schätzen Experten und nennen als Gründe den Brexit und das schwache Pfund, die sich vor allem bei der britischen Vauxhall ausgewirkt haben dürften.

Um die Verluste abzubauen und die erwünschten Synergieeffekte in Einkauf, Fertigung und in Forschung und Entwicklung von aktuell 1,7 Milliarden Euro zu heben, ist nun harte Arbeit angesagt. Solche Skaleneffekte seien nur möglich, wenn man die Modelle auf gemeinsamen Plattformen baue, glaubt Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte der Universität Duisburg-Essen. PSA und Opel kooperieren seit 2012 und haben schon den Crossland X gemeinsam entwickelt, der seit Ende Juni bei den Händlern steht, ebenso die größere SUV-Variante Grandland X. 2018 soll der Opel Combo, ein leichtes Nutzfahrzeug, auf den Markt kommen und 2019 die nächste Generation des Opel Corsa.

Jetzt schon zeichnet sich ab, dass beide Unternehmen künftig noch viel enger zusammenarbeiten werden – Opel als hundertprozentige Tochter also weit weniger eigenständig sein dürfte als zuvor. Dafür sprechen auch die Veränderungen im Management: das wird nicht nur verschlankt, es kommen vor allem zwei neue Manager von PSA, nämlich als Finanzchef Rémi Girardon und als Vizepräsident für die Produktion Philippe de Rovira. Die Verluste könne man nur tilgen, wenn man die Überschusskapazität abbaue und die Personal- und Einkaufskosten neu strukturiere, glaubt Autoexperte Dudenhöffer.

Das schaffe man nicht durch zusätzliche Nachfrage allein. Im Sparen aber sind die Franzosen Vorbild: Sie haben in den vergangenen Jahren ihre Produktion neu strukturiert. Der Erfolg: Im ersten Halbjahr steigerten sie den Umsatz auf gut 29 Milliarden Euro, den Gewinn auf 1,26 Milliarden Euro. Kosten sparen aber bedeutet auch Stellenstreichungen. Etwa 38 000 Menschen beschäftigt Opel derzeit noch. Spekulationen, mehr als 6000 Stellen seien gefährdet, hatte Wolfgang Schäfer-Klug, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Opel, in den vergangenen Wochen jedoch als „Horrorszenario“ bezeichnet. Die tatsächliche Zahl dürfte man auch erst in 100 Tagen erfahren, also mit Vorliegen des Sanierungsplans.

Vom aktuellen Dieselskandal ist Opel nicht so stark betroffen wie die anderen deutschen Hersteller. Allerdings hatte auch die neue Mutter PSA schon Besuch von der französischen Staatsanwaltschaft. In Frankreich ist man zudem seit zwei Jahren dabei, den Steuervorteil für Diesel gegenüber den Benzinern nach und nach zu streichen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort