Bonns Gründerszene und der Digital Hub Zwist um Bonner Kreativwerkstatt

Bonn · Investoren und die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg entscheiden sich beim Digital Hub überraschend gegen Manager aus der Start-up-Szene.

 Im Juli schienen sich der als Manager für das zukünftige Bonn Hub vorgesehene Cedric Teichmann und Investor Jörg Haas noch einig.

Im Juli schienen sich der als Manager für das zukünftige Bonn Hub vorgesehene Cedric Teichmann und Investor Jörg Haas noch einig.

Foto: Roland Kohls

Es rumort in Bonns lebendiger Gründerszene. Cedric Teichmann und sein Team von der lokalen Start-up-Community Startup Bonn gehören nicht mehr zum illustren Kreis von Institutionen und Investoren, die den vom Land Nordrhein-Westfalen mit 1,5 Millionen geförderten Digital Hub („Digitales Zentrum“) realisieren. „Unsere Vorstellungen für die Vision des Projekts gingen wohl zu weit auseinander“, erklärt sich Teichmann, der Manager des Gründerzentrums werden sollten, das abrupte Ende der Zusammenarbeit. Enttäuscht ist er dennoch: „Man hat uns einfach rausgekegelt.“ So sei er nicht mehr zu den Treffen eingeladen und die Zugänge zu gemeinsamen Datenbanken ohne Ankündigung gelöscht worden. „Das ist ein Zeichen des Misstrauens gegenüber Startup Bonn“, findet Teichmann. Er wolle zwar keinen Streit vom Zaun brechen, dennoch stünde die Frage im Raum, wie es nun weitergehe. „Das ist doch eine bizarre Situation. Wir erarbeiten ein Konzept, dass sich die anderen jetzt ohne unsere Beteiligung zunutze machen“, sagt der 29-Jährige.

„Das sehe ich nicht so“, sagt Hubertus Hille. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn Rhein/Sieg ist neben Investor Jörg Haas einer der führenden Köpfe in der Projektgruppe, die das Digital Hub bis Ende des Jahres umsetzen will. Start-up Bonn habe zwar viele wichtige Ideen eingebracht, aber nicht alleine die Konzepte entwickelt. „Wir haben keinen Bruch mit denen herbeigeführt“, sagt Hille zudem. Die Projektgruppe, zu der neben Haas und Hille auch Vertreter der Stadt Bonn, der Universität Bonn und der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg sowie Hagen Consulting gehören, habe sich im August zwar gegen Teichmann als künftigen Manager des Hub entschieden.

Dass sei aber eine reine Personalentscheidung und nicht generell gegen Startup Bonn als Gründerplattform und die Community gerichtet gewesen. „Wir wollen, wenn möglich, auch in Zukunft mit Startup Bonn und anderen Organisationen aus der Szene zusammenarbeiten“, so Hille. Wie auch Teichmann geht es dem IHK-Geschäftsführer um die Sache. Und die scheint trotz oder gerade wegen der Differenzen mit Teichmann konkreter zu werden.

„Das Projekt läuft wie ein Schweizer Uhrwerk“, sagt Hille zuversichtlich. Ende August wurde der überarbeitete Antrag für die Fördermittel eingereicht. Eine Bewilligung des Landes sei reine Formsache. Dank der nun gegründeten Trägergesellschaft sei man auf gutem Weg und könne wie geplant im vierten Quartal diesen Jahres das Bonn Hub öffnen. Einer der Kernpunkte, auf dessen Bedeutung auch Teichmann von Beginn an hinwies, ist der zentrale Standort des Digital Hub. Laut Hille werden derzeit vier Orte in Zentrumsnähe geprüft. Genaue Angaben wollte Hille noch nicht machen. Geschäftsführer des frühestens im Oktober öffnenden Zentrums für digitale Gründer mit Büroeinheiten und Sitzecken zum Austausch und für Veranstaltungen wird Markus Zink. Zink ist Marketingleiter der Scopevisio AG, die ihren Sitz am Bonner Bogen hat und 2007 von Jörg Haas' Firma HW Partners gegründet wurde. Damit scheint auch klar, dass Haas, der am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war, den künftigen Digital Hub noch stärker als bisher unterstützen und voranbringen will.

Für Teichmann und seine Partner Andrada Sirbu und Haider Ghaleb von Startup Bonn steht hingegen fest, dass sie sich vorerst auf die Organisation von Veranstaltungen für Startups konzentrieren wollen. „Wir machen jetzt unser eigenes Ding“, sagt Teichmann, träumt aber weiterhin von den Innovationsgaragen, in denen Gründer Ideen entwickeln und sich austauschen.

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