Zwischen dem Verkaufsfrust und der Käuferlust

Bei den Geschäftsleuten im Vorgebirge und in der Voreifel reicht die Stimmung nach dem ersten Adventssamstag von Zufriedenheit bis Enttäuschung - Bis zu 30 Prozent weniger Umsatz

Rhein-Sieg-Kreis. Der erste Adventssamstag: Die Suche nach den Weihnachtsgeschenken beginnt, Menschen drängen in die Geschäfte, könnte man meinen. Bei den Geschäftsleuten im Vorgebirge und in der Voreifel ist die Stimmung nach dem ersten langen Samstag vor Heiligabend allerdings gespalten.

"Bei uns in Rheinbach ist mit Sicherheit niemand zufrieden", sagt Maria Cremer-Pohl, die Vorsitzende des Rheinbacher Gewerbevereins. Die Glasstadt sei am Samstag leer gewesen, von Kauflust keine Spur.

"Vielleicht bin ich ja in der falschen Branche," meint die Parfümerie-Fachgeschäft-Besitzerin. Doch bei Gesprächen mit Kollegen habe sie Ähnliches gehört.

Um die 30 Prozent weniger Umsatz als in den vergangenen Jahren ließe schon eine ausgesprochene Kaufunlust spüren, so die Vorsitzende von 160 Gewerbevereinsmitgliedern, von denen rund 100 aus dem Einzelhandel und der Rest aus dem Handwerk kommen.

Das bleibe ja auch nicht aus, sagt Cremer-Pohl. Landauf, landab würden nur noch schlechte Nachrichten übermittelt, die Politik versäume es, einmal positive Meldungen unter das Volk zu streuen. Dieses hielte dann das Geld, das für Einkäufe reserviert sei, zurück.

Etwas anders sieht Achim Gieloy, Geschäftsstellenleiter vom Schuhhaus Landgraf, die Rheinbacher Kaufsituation am ersten Adventssamstag. Für ihn ist das Geschäft "normal gelaufen".

"Wir haben in Rheinbach nun mal keinen Weihnachtsmarkt, und die Leute zieht es dorthin, wo alles unter einem Namen angeboten wird." Für Gieloy ist Rheinbach eine sympathische Kleinstadt, die aber nicht das Angebot einer Großstadt zu bieten hätte.

Doch müsse unbedingt darüber nachgedacht werden, ob nicht zur Weihnachtsbeleuchtung, die Rheinbach zurzeit so gemütlich mache, ein Weihnachtsmarkt hinzukommen könne.

Petra Zavelsberg, Herrenmoden, ist "eigentlich ganz zufrieden mit dem Samstag." Viele Rheinbacher führen erst nach Bonn oder Köln. "Erst am zweiten und dritten Adventswochenende kommen die zu uns", ist die Geschäftsfrau optimistisch. "Das wird schon", lautet ihre Zukunftsprognose.

"Das ist schon", kommt die Meldung aus Bornheim. Heinrich Hönig, Vorsitzender des Gewerbevereins, ist mehr als zufrieden. "Das Wetter hat mitgespielt, die Kunden haben mitgespielt und wir haben mitgespielt", erläutert Hönig, dass sein Herrenmodengeschäft bis 18 Uhr statt bis 14 Uhr am Samstag geöffnet hatte.

"Wir müssen Motivation zeigen, nicht jammern", ist seine These. Und die scheint aufgegangen zu sein. Im Vorfeld hätten die Bornheimer Aktivitäten gezeigt, zum Beispiel Kundenbriefe losgeschickt. Die Kundschaft hätte es gedankt.

"Geld ist da", meint Hönig, das bestätigten auch die Kollegen. "Es war fast, wie in den guten alten Zeiten." Allerdings schaute seine Kundschaft besonders nach Qualität, da müsse man schon etwas Besonderes bieten.

Die Meckenheimer Hauptstraße habe Besonderes zu bieten, meint Frank Leuer. Doch der Vorsitzende von Handel, Handwerk und Gewerbe (HHG) ist nicht unbedingt zufrieden. In Grenzen habe sich das Geschäft am Samstag gehalten, auch in seinem Fahrradhaus.

"Doch unsere 80 Mitglieder hoffen natürlich sehr auf die nächsten Wochenenden, denn bei uns in der Hauptstraße ist alles zu bekommen, was das Herz begehrt. Das Weihnachtsgeschäft muss kommen", sagt Leuer.

Sein Pendant von der Interessengemeinschaft Neuer Markt (IGNM), Ingrid Bollig, hat am Wochenende ganz andere Erfahrungen gemacht. "Bei mir lief das Geschäft am Freitag schon gut an." Mit dem Samstag war die Herrin über Wäsche und Weihnachtsdecken auch sehr zufrieden.

Bei ersten Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen, so zum Beispiel bei den Kindermoden, hätte sie gehört, dass es zumindest nicht schlechter gewesen sei als in den vergangenen Jahren. "Das stimmt doch positiv." Doch eine genauere Analyse will die IGNM erst in den kommenden Tagen vornehmen.

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