Streiks in Köln/Bonn Zwei Drittel der Flüge ausgefallen

KÖLN/BONN/DÜSSELDORF · Verdi rief am Donnerstag zu Streiks an den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf auf. Es gab lange Wartezeiten an der Abfertigung.

Der Streik des Sicherheitspersonals hat am Donnerstag den Flugverkehr an den Airports Köln/Bonn und Düsseldorf wie erwartet zu großen Teilen lahmgelegt, doch Tausende wartende Menschen gab es nicht. Der Hauptgrund war, dass jeweils rund zwei Drittel der Flüge gestrichen waren – und entsprechend weniger Reisende kamen.

Die Arbeitsniederlegungen begannen in Köln/Bonn und Düsseldorf bereits um Mitternacht. Auch der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan war von dem Streik betroffen. Sein Flug zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten in Berlin fiel aus.

In Köln/Bonn gab es Probleme bei der Abfertigung. „Lediglich zwei von insgesamt 28 Kontrollspuren sind besetzt, zeitweise sogar nur eine“, berichtete die Pressestelle. Es sei zu längeren Wartezeiten gekommen, auch in Düsseldorf kam es zwar zu längeren Wartezeiten, doch die Lage sei „entspannt“, verkündete der Airport.

„Wir hatten acht Spuren der Sicherheitskontrollen besetzt“, sagt Peter Langer, Chef der Sicherheitsfirma Kötter am Düsseldorfer Airport, „das war mehr als erwartet“. Die Gewerkschaft Verdi gibt sich zufrieden mit der Streikbeteiligung. Sie organisierte eine Demonstration im Terminal. „Arbeitskampf, Arbeitskampf“, skandierten die rund 150 Beteiligten.

Betroffene des Streiks waren vor allem aus Übersee anreisende Umsteiger in Düsseldorf. So warteten um elf Uhr früh am Eurowings-Schalter weit mehr als 100 Passagiere in einer Schlange darauf, irgendwie noch an ihr Ziel zu kommen. Ein mit Eurowings aus Kuba eingeflogener Österreicher musste via Hamburg nach Wien fliegen – vier Stunden Verspätung.

170 Flüge mit Ziel Düsseldorf waren abgesagt worden, 62 mit Ziel Köln/Bonn, fast immer, weil man am gleichen Tag den Hinflug zu genau diesen Zielen gestrichen hatte. Dies bedeutet, dass viele tausend Menschen ihren Urlaub oder Dienstreisen ungewollt verlängern mussten. Insgesamt wurden in Köln/Bonn 131 Abflüge und Ankünfte gestrichen. Für Freitag rechnet der Flughafen wieder mit regulärem Betrieb. Geplant sind für diesen Tag 241 Flüge in Köln/Bonn (120 Starts, 121 Landungen). Die Airlines mussten am Donnerstag für alle gestrandeten Passagiere eine Rückreise ohne Aufpreis oder Umbuchungskosten organisieren. Zu einer weitergehenden Entschädigung sind sie aber nicht verpflichtet. „Bei einem Streik gelten weniger harte Regeln als bei Flugausfällen aus eigenem Verschulden“, sagt der Reiserechtsexperte Elmar Giemulla. Er meint jedoch, die Airlines müssten Hotelkosten zahlen, wenn Passagiere im Ausland auf die Heimreise warten müssen, weil die Airline den Hinflug von sich aus gestrichen hatte.

Marktführer Eurowings erklärt auf Anfrage, man habe bewusst darauf verzichtet, leere Jets nur zum Abholen von Passagieren loszuschicken. Das würde die Umwelt unnötig belasten. Es sei auch einfacher Reisende umzubuchen als extra abzuholen. Außerdem hätte der Streik den Betrieb der Airports belastet.

Dabei zeigt eine am Donnerstag vorlegte Bilanz des Amtsgerichtes Düsseldorf, dass immer mehr Bürger die Airlines wegen Verspätungen und Flugausfällen verklagen. Die Zahl der Klagen von Fluggästen und Reisenden stieg 2018 auf deutlich über 11 000. Im Jahr davor hatte es nur rund 5000 solche Verfahren gegeben. Alleine Eurowings war 2018 in 4000 Verfahren verwickelt, viermal mehr als 2017. Der Hauptgrund für die Streitereien sind die massenhaften Flugausfälle nach dem Ende Air Berlins.

In Stuttgart fielen am Donnerstag 142 von 275 Flügen aus. Dort wurden eigentlich 25 000 Passagiere erwartet. Am Flughafen München wurden 150 Flüge annulliert – hundert davon seien durch die Streiks bedingt, sagte eine Flughafensprecherin. Weitere fünfzig Streichungen gingen auf das Winterwetter zurück.Schon am Montag hatte ein Streik an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld den Flugbetrieb dort fast völlig lahmgelegt.

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