Hauptversammlung von Covestro in Bonn Zufriedene Aktionäre bei Covestro

Bonn · Das sehr gute Geschäftsjahr 2016 stimmt die Anteilseigner des Kunststoffkonzerns milde. Auf der Hauptversammlung gab es fast keine Fragen, nur eine war wirklich wichtig.

 Blick in die Einzelherstellung von Dämmplatten im Technical Insulation Center von Covestro.

Blick in die Einzelherstellung von Dämmplatten im Technical Insulation Center von Covestro.

Foto: dpa

Wasserflaschen und Tascheninhalte wie Äpfel hatten Besucher der Covestro-Hauptversammlung am Eingang zum World Congress Center Bonn (WCCB) abzugeben. Es sei zu befürchten, so das Sicherheitspersonal, dass Teilnehmer der Veranstaltung am Mittwoch die Gegenstände als Wurfgeschosse benutzten.

Auch ohne diese Vorsichtsmaßnahme wäre es wahrscheinlich nicht dazu gekommen: Wütende Demonstranten wie noch vergangene Woche bei der Hauptversammlung von Bayer am selben Ort waren nicht gekommen, und auch die Aktionäre selbst hatten keinen Grund zu meckern. Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), war sogar voll des Lobes für den Covestro-Vorstand. Man könne sagen: „Alles richtig gemacht im abgelaufenen Geschäftsjahr.“

Die Zufriedenheit der Aktionäre hat mit dem Nettoergebnis zu tun, das 2016 auf 795 Millionen Euro mehr als verdoppelt wurde. Das operative bereinigte Ergebnis (Ebitda) stieg um 22,7 Prozent auf über zwei Milliarden Euro. Covestro, eine Ausgründung von Bayer, stellt harte und weiche Schaumstoffe etwa zur Dämmung her, produziert durchsichtige Kunststoffe (Polycarbonate) als Ersatz für Verglasungen und betreibt ein Spezialitätengeschäft, das mit seinen Zusatzstoffen Farben und Lacke widerstandsfähiger macht. Bei den Polycarbonaten entfallen auf Covestro 29 Prozent der Weltproduktion, was den Konzern mit Hauptsitz in Leverkusen zum Marktführer macht.

Die Ausschüttungsquote von 34 Prozent reicht den Aktionären nicht

Kritik gab es lediglich an der Ausschüttungsquote von 34 Prozent des Jahresüberschusses. Covestro hatte sich eine Spanne zwischen 30 und 50 Prozent gesetzt. Hechtfischer sprach von einer „Wunschvorstellung“ der DSW von wenigstens 50 Prozent, nannte die Dividende von 1,35 Euro in diesem Jahr aber auch „eine schöne Zahl“. Für 2015 hatte Covestro noch 70 Cent pro Aktie ausgeschüttet. Finanzvorstand Frank Lutz sagte, der Plan für die nächsten Jahre sei, die diesjährige Dividende zum absoluten Maß zu machen und mindestens so viel auch in Zukunft zu zahlen.

Derzeit ist Bayer noch der Mehrheitseigner von Covestro, zwei Drittel der Aktien sind in seinem Besitz. Fragen nach Zeitpunkt und Art der Veräußerung dieser Anteile konnte Lutz nicht beantworten. Das sei allein die Sache von Bayer. Was die Entflechtung der beiden Konzerne angeht, bestätigte er, dass etwa die IT-Infrastruktur schrittweise getrennt werde. Alle noch gemeinsam genutzten Dienstleistungen würden in den Eigenbetrieb überführt oder mit neuen Partnern betrieben.

Wie geht es weiter mit der Kohlenmonoxid-Pipeline?

Zufrieden können die Aktionäre auch mit dem Geschäft im ersten Quartal 2017 sein. Der bereinigte operative Gewinn lag bereits 66,5 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahresquartals. Die Zufriedenheit war offenbar so groß, dass die Fragen schnell abgearbeitet waren. Wäre am Ende nicht Ulrich Giebel aus Unkel aufgesprungen und ans Mikrofon getreten, hätten sich gar nur zwei Redner in der Aussprache zu Wort gemeldet.

Giebel, der als Kleinaktionär sprach, wollte wissen, wie es mit der Kohlenmonoxid-Leitung zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen weitergeht, gegen die noch Klagen der Anwohner bei Gerichten anhängig sind. Die Pipeline ist praktisch fertig gestellt, doch nun hat sich neuer Widerstand in der NRW-Landesregierung gegen das Vorhaben geregt. Vorstandsmitglied Klaus Schäfer sagte: „Wir haben immer auf den Dialog mit den Bürgern gesetzt.“ Und das Sicherheitskonzept bei der unterirdisch verlaufenden Leitung habe bereits heute „Maßstäbe im Pipelinebau“ gesetzt.

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